News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Wie Immunzellen Entzündungsherde finden  
  Mediziner haben herausgefunden, wie weiße Blutkörperchen Bakterien und Entzündungsherde im Körper aufspüren: Sie tun das offenbar mit Hilfe eines eingebauten Signalverstärkers.  
Das berichtet ein Team um den Österreicher Wolfgang Junger, der an der University of California in San Diego forscht.
...
"ATP Release Guides Neutrophil Chemotaxis via P2Y2 and A3 Receptors" von Yu Chen et al. erschien in "Science" (Bd. 314, S.1792, doi: 10.1126/science.1132559).
->   Abstract
...
Granulozyten kämpfen gegen Infektionen
Unter den weißen Blutkörperchen stellen die so genannten Neutrophilen Granulozyten mit 50 bis 80 Prozent die zahlenmäßig größte Gruppe dar. Und auch sonst spielen sie eine Schlüsselrolle im menschlichen Immunsystem.

"Die Wissenschaft war bisher im Unklaren, durch welche Mechanismen Abwehrzellen ihren Weg zu einer Verletzung oder Infektion im Körper finden", erklärt Wolfgang Junger, Leiter der Forschungsgruppe.
->   Neutrophiler Granulozyt - Wikipedia
Schwache Signale von Bakterien
So genannte Chemokine, das sind von Bakterien und von entzündetem Gewebe abgegebene Proteine, signalisieren Abwehrzellen eine vorhandene Infektion oder Entzündung. Diese Signale sind jedoch so schwach, dass sie - ähnlich dem Prinzip in der Musik - einen Verstärker benötigen, um von den Abwehrzellen "gehört" zu werden.
Der ATP-Verstärker
Das Forschungsteam rund um Junger untersuchte nun, wie das im Detail geschieht. Die Wissenschaftler entdeckten, dass Abwehrzellen einen eingebauten Verstärker besitzen. Er ist ein integraler Bestandteil des "inneren Kompass" zur Auffindung von Entzündungs- bzw. Infektionsherden.

Als Herzstück dieses eingebauten Verstärkersystems identifizierten die Forscher das Molekül Forscherteam Adenosintriphosphat (ATP), das Zellen allgemein als Energiequelle dient.

Offenbar setzen die Neutrophilen Granulozyten das ATP gezielt frei, wenn sie sich Bakterien oder Entzündungsherden nähern. Das Molekül wird dann außerhalb der Zelle zu weniger enrgiereichen Abkömmlingen abgebaut, die dann wiederum wiederum mit gewissen Rezeptoren an der Oberfläche der Granulozyten reagieren. Genau das ist der Basismechanismus des Zellverstärkers.
Neue Medikamente möglich
"Auf Basis der nun gewonnenen Erkenntnisse könnten nun neue Arten von entzündungshemmenden Medikamenten zur Behandlung von Krankheiten wie Gelenksrheumatismus, entzündlichen Darmerkrankungen, Asthma und vielen anderen chronischen Infektions- und Inflammationskrankheiten entwickelt werden."

Diese Resultate haben auch Auswirkungen auf bereits am Markt befindliche Medikamente: Sollten diese Inhaltsstoffe enthalten, die die Wirkung des Verstärkers einschränken, hätte das unerwünschte Folgen - nämlich eine verlangsamte Wanderung der Abwehrzellen zum Entzündungsherd.

[science.ORF.at, 10.1.07]
->   Wolfgang Junger - UCSD
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010