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Neurologe: Wann die Musik emotional berührt  
  Mozart, Falco oder gar Tokio Hotel: Musik führt zu Reaktionen des autonomen Nervensystems und kann starke emotionale Erlebnisse vermitteln. Welche Merkmale das besonders fördern, erforscht ein Neurologe.  
Eckart Altenmüller vom Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover berichtete über seine Ergebnisse am Mittwoch im Rahmen der Karl von Frisch - Lectures an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
"Chill-Effekt" und Glückshormone
Gänsehaut, Kloß im Hals, Tränen in den Augen, Flattern im Bauch oder Herzrasen - intensive Musikerlebnisse können zu Reaktionen des autonomen Nervenssystems führen, sie haben einen so genannten Chill-Effekt.

Dessen Entstehungsweise erforscht Altenmüller: "Diese Gänsehaut- oder Chill-Antwort ist zum Beispiel mit einer Ausschüttung von körpereigenen Hormonen im Gehirn verbunden. Es werden Glückshormone ausgeschüttet und das Gedächtnishormon Oxytoxin. Das sind Hormone, die die Abwehrkräfte und den Sozialkontakt verbessern."
Unvorhergesehenes fördert Glücksgefühl
Jeder Mensch reagiert auf unterschiedliche Musikstile anders. Dennoch gibt es einige Merkmale in der Struktur von Musikstücken, die das Erleben des Chill-Effekts wahrscheinlicher machen. Beispiele sind das Anschwellen der Lautstärke im hohen Frequenzbereich oder das Herauslösen eines Instruments aus dem Gesamtklang des Musikstückes.

"Starke Reize sind auch der Einsatz einer neuen Stimme oder plötzliche Änderungen in der musikalischen Struktur. Man kann überhaupt sagen, das Überraschungen in der Musik starke emotionale Ereignisse hervorrufen", sagt der Neurologe.

Den evolutionären Hintergrund des Chill-Effekts vermutet der Forscher u.a. in ursprünglichen lautlichen Kommunikationssystemen. Diese hätten Primaten ermöglicht soziale Bindungen einzugehen.

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft, 11.1.07
->   Karl von Frisch Lectures - ÖAW
->   Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin
 
 
 
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01.01.2010