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Geschlechtskrankheit: Parasitengenom entziffert  
  Forscher haben das Genom eines weit verbreiteten Erregers von Geschlechtskrankheiten entziffert. Der einzellige Organismus Trichomonas vaginalis befällt in jedem Jahr rund 170 Millionen Menschen.  
Er erhöht dabei unter anderem das Risiko für eine Infektion mit dem HI-Virus, für Frühgeburten sowie für Krebs. Das berichtet ein Team um Jane Carlton von der New York University School of Medicine.
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"Draft Genome Sequence of the Sexually-Transmitted Pathogen Trichomonas vaginalis" von J.M. Carlton erschien in "Science" (Bd. 315, S. 207; 10.1126/science.1132894).
->   Abstract
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Zwei mal so viele Gene wie der Mensch
Demnach hat der parasitische Einzeller auf seinen sechs Chromosomen vermutlich rund 60.000 Gene - das sind mehr als doppelt so viele Erbanlagen wie beim Menschen. Für 25.000 Gene gebe es bereits direkte Hinweise, der Rest sei bisher nur vorhergesagt, heißt es in "Science".

Damit habe Trichomonas vaginalis eines der größten bekannten Genome. Weite Abschnitte seiner Erbsubstanz DNA wiederholen sich, was die Analyse besonders schwierig machte.
Übertragung durch Sex
 
Antonio Pereira-Neves, Marlene Benchimol, Santa Ursula University, Rio de Janeiro

Bild oben: Trichomonas vaginalis (grau) setzt sich auf einer Epithelzelle der Vagina fest.

Der Erreger wird beim Sex übertragen. Infizierte Frauen leiden unter Juckreiz, Schmerzen, oft auch einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und Ausfluss. "Ein gemeiner Erreger", urteilt Carlton in der Untersuchung. Für Männer birgt der Parasit etwas weniger Gefahr. Sie kommen meist mit einem leichten Brennen in der Harnröhre davon, können in schlimmen Fällen aber auch eine Entzündung der Prostata erleiden.

Während andere beim Geschlechtsverkehr übertragene Krankheiten wie Syphilis und Gonorrhö gemeldet werden müssen, gebe es bisher keine Datenbank für Trichomonas-vaginalis-Infektionen, schreiben die Forscher. Zudem würden solche Infektionen häufig übersehen.
Angriffsstellen für neue Medikamente
Wie bei vielen anderen Sequenzierungsprojekten von Krankheitserregern möchten Carlton und ihre Kollegen herausfinden, wie sich der Erreger am besten mit Medikamenten bekämpfen lässt. So liefere die Analyse bereits mehrere Hinweise darauf, warum der Erreger gegen einige Wirkstoffe resistet sei.

Optimistisch stimmt die Autoren, dass es gegen einige Proteine des Parasiten bereits effektive Medikamente gebe. So sei gegen sein Enzym Peptidase im Zuge der HIV/AIDS-Forschung schon ein wirksames Mittel auf dem Markt.

Die Untersuchung habe zudem mehrere Proteine an der Oberfläche des Parasiten enthüllt, mit denen er sich in die Schleimhaut einnistet. Auch diese Proteine seien mögliche Ziele neuer Medikamente.

[science.ORF.at/dpa, 12.1.07]
->   Jane Carlton - New York University
->   Trichomonas vaginalis - Wikipedia
->   Trichomoniasis - MedizInfo
 
 
 
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01.01.2010