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Plagiatsfall in Salzburg: Vorwurf der Vertuschung  
  An der Universität Salzburg eskaliert der Konflikt um wissenschaftliche Plagiate: "Plagiatsjäger" Stefan Weber ortet im Fall einer zum Teil abgeschriebenen Diplomarbeit einen Vertuschungsskandal.  
Der Medienforscher und Privatdozent hat festgestellt, dass ein Drittel der betreffenden Arbeit nahezu wortwörtlich aus dem Internet übernommen wurde und fordert die Aberkennung des akademischen Grades für den Verfasser. Der Vizerektor der Universität Salzburg lehnt das ab.
47 Seiten der Arbeit aus Internet gestohlen
Es geht um eine Diplomarbeit an der Universität Salzburg im Fachbereich Kommunikationswissenschaft. Sie wurde im Jahr 2004 eingereicht und positiv bewertet.

Stefan Weber hat sie auf abgeschriebene Passagen überprüft und festgestellt, dass 47 Seiten der 130 Seiten starken Arbeit fast wortwörtlich aus dem Internet übernommen wurden - mittels copy-paste-Verfahren.

Für ihn ist das ein eindeutiger Fall eines Plagiats mit der Absicht, einen akademischen Grad zu erschleichen. Deswegen müsse dem Verfasser der Diplomarbeit der Magistertitel aberkannt werden, sagt Weber.
Vorwurf der Vertuschung
Weber hat am 2. Juni 2006 den Fall dem Rektorat gemeldet, mit der Aufforderung, die Plagiatsvorwürfe zu bestätigen. Ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren ist jedoch zu einem anderen Schluss gekommen.

Es räumt lediglich Zitiermängel ein. Stefan Weber spricht von einem Skandal: "Wenn das kein Plagiat ist, lügt die Universität." Weber unterstellt der Universität Vertuschungsabsichten.

Vizerektor Rudolf Mosler kontert. Bisher hätten sich fast alle Plagiatvorwürfe Webers als haltlos erwiesen. Der vorliegende Fall sei aber tatsächlich ein Grenzfall gewesen und deswegen sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
Abgeschriebene Passagen nur in der Einleitung
Das Ermittlungsverfahren ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die abgeschriebenen Passagen nur den theoretischen Einleitungsteil betreffen und für die Qualität der empirischen Arbeit unerheblich seien.

Deswegen könne man nicht von einem Plagiat sprechen. Und deshalb liege auch keine Erschleichungsabsicht vor und komme eine Aberkennung des akademischen Titels auch nicht in Frage.

Der Verfasser der Diplomarbeit äußert sich öffentlich nicht zu den Vorwürfen.

Maria Mayer, Ö1 Wissenschaft, 16.1.07
->   Uni Salzburg
->   Stefan Webers Website zum "Plagiatsfall Wickie"
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Plagiate
 
 
 
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01.01.2010