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Forscher haben Prionen in Milch nachgewiesen  
  Schweizer Forschern ist es erstmals gelungen, so genannte Prionen in der Milch von Kühen, Schafen und auch Menschen nachzuweisen. Prionen sind Eiweißstoffe, die - in veränderter Form - als Auslöser der Rinderkrankheit BSE und der Creutzfeld-Jakob-Krankheit gelten.  
Das teilte das Schweizer Unternehmen Alicon (Schlieren) in einer Aussendung am Montag mit.
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Der Artikel "Prion Protein in Milk" ist in der Fachzeitschrift "PLoS ONE" (Bd. 1, Nr. 1, e71, doi: 10.1371/journal.pone.0000071) erschienen.
->   Artikel
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Gefahr: Eine Frage der Faltung
Prionen treten in verschiedenen dreidimensionalen Erscheinungsformen - so genannten Faltungen - auf. Die eine Form ist völlig ungefährlich und natürlicher Bestandteil des Körpers.

Erst wenn das Prion seine Struktur verändert, wird es krank machend. Das Gefährliche daran ist, dass das Kippen eines Moleküls in die gefährliche Variante gleichsam ansteckend ist, benachbarte Prionen können sich ebenfalls verändern.

Letztendlich verläuft das Ganze in einem Organismus ähnlich wie eine Infektion durch einen Virus oder ein Bakterium.
Prionen sind relativ unempfindlich
Durch die Prionen, die BSE oder Creutzfeld-Jakob auslösen, wird vor allem das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) zerstört.

Prionen sind, nachdem es sich nicht um Lebewesen handelt, gegen herkömmliche Desinfektionsmittel weitgehend unempfindlich. Selbst Drucksterilisation bei 137 Grad überstehen sie unbeschadet.
Nur "normale" Prionen in Milch entdeckt
In der Schweizer Studie wurden in der Milch bisher ausschließlich normale, also nicht krank machende, Prionen entdeckt. Die Forscher meinen aber, wo die eine Variante vorkommt, kann auch die andere, gefährliche existieren.

"Damit stellt sich erneut die Frage nach dem BSE-Risiko von Milchkonsum", so die Alicon-Experten. Milchtests zum Nachweis von krankheitserregenden Prionen würden sich bereits in Entwicklung befinden.

Bisher gilt der Verzehr von Teilen des Zentralnervensystems von erkrankten Tieren als Hauptansteckungsquelle. Aber auch in Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin oder Speichel konnten die krank machenden Prionen bereits nachgewiesen werden.
Prionen-Nachweis: Forscher gibt Entwarnung
Als "nicht besonders erstaunlich" kommentierte Markus Moser von Prionics AG in Schlieren (Schweiz) den Nachweis von Prionen in Milch. "Prionics AG" entwickelte die ab 2001 auch in Österreich eingesetzten BSE-Schnelltests.

"Die gesunde Variante der Prionen kommt praktisch im gesamten Körper vor, daher ist es wenig erstaunlich, dass sie sich auch in der Milch finden", so Moser gegenüber der APA. Fraglich sei nun, ob auch die krank machende Version, die etwa für BSE oder Creutzfeld-Jakob verantwortlich gemacht wird, in der Milch nachweisbar sei.

Moser ist sicher, dass sich die Erreger in der Milch - wenn überhaupt - nur in kleiner Zahl finden lassen. Die Gefahr einer Ansteckung über Milch ist für den Wissenschaftler "relativ klein".
Im Blut von Schafen bereits nachgewiesen
Im Blut von Schafen konnte der Scrapie-Erreger - ebenfalls ein Prion - in kleinen Mengen bereits nachgewiesen werden, für Rinder und BSE ist dies bisher nicht geglückt, berichtete der Forscher. Die gesunden Prionen seien in jedem Fall auch im Blut in großen Mengen vorhanden.

Wirklich massenhaft finden sich die gefährlichen Prionen ausschließlich in Gehirn und Rückenmark von erkrankten Tieren. Hier gehe auch die größte Ansteckungsgefahr aus.

Etwa beim Schlachten könnten das Gewebe und somit die Prionen verschleppt werden. Fraglich sei derzeit noch die Möglichkeit der Übertragung von Prionen-Krankheiten von Mensch zu Mensch über Bluttransfusionen.

[science.ORF.at/APA, 5.2.07]
->   Alicon AG
->   Prionics
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->   Prionen wahrscheinlich auch in der Milch (7.11.05)
->   Studie: Filter entfernt Prionen aus dem Blut (22.12.06)
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01.01.2010