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Therapien mit Folgen: Spielsüchtig statt krank  
  Nebenwirkungen medizinischer Behandlungen können mitunter besonders unerwünscht sein. Unabhängig voneinander haben zwei aktuelle US-Studien Therapien mit so genannten Dopamin-Agonisten untersucht: das eine Mal gegen Parkinson, das andere Mal gegen das "Restless-Leg-Syndrom" eingesetzt, führten sie in beiden Fällen zu einer Zunahme von Spielsucht.  
Von der Parkinson-Studie berichten Valerie Voon vom US-Institut für neurologische Krankheiten in Bethesda und ihr Team, von der Studie zum Restless-Leg-Syndrom Maja Tippmann-Peikert von der Mayo-Klinik in Rochester und ihre Kollegen.
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Die Studie von Maja Tippmann-Peikert "Pathologic gambling in patients with restless legs syndrome treated with dopaminergic agonists" ist in "Neurology" (Bd. 68, S. 301; 23.1.07) erschienen, die Studie von Valerie Voon "Factors Associated With Dopaminergic Drug¿Related Pathological Gambling in Parkinson Disease" in den "Archives of Neurology" (Bd. 64, S.212; Februar 2007).
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Behandlung der Beinkrankheit
Beim Restless-Leg-Syndrom handelt es sich um die Erkrankung der "unruhigen Beine". Vor allem am Abend und in der Nacht treten dabei unwillkürliche Beinbewegungen auf.

Es kann zu einem Brennen, Kribbeln und Hitzegefühl in den Beinen kommen. Verbunden ist die Erkrankung meist mit erheblichen Schlafstörungen.

Zur Therapie verwendet man seit einigen Jahren u.a. so genannte Dopamin-Agonisten. Das sind Wirkstoffe, die ihre Wirkung an den Dopamin-Rezeptoren des Gehirns ausüben.
Mehr als 100.000 US-Dollar verloren
In einer Studie von Maja Tippmann-Peikert und Kollegen wurden nun die Auswirkungen dieser Behandlung bei einigen wenigen Patienten untersucht. Bei zwei von ihnen verbesserten sich zwar die Krankheitssymptome, sie entwickelten aber eine auffällige Spielsucht, durch die sie jeweils mehr als 100.000 US-Dollar verloren.

Beide waren zuvor nicht als anfällig für zwanghaftes Verhalten eingestuft worden. Laut der Studie nahm die Wahrscheinlichkeit des Spielens mit der Dosis der Dopamin-Agonisten zu.

Die Forscher raten dazu, in Zukunft verstärkt auf Hinweise zu zwanghaftem Verhalten in Anamnese und Therapie einzugehen.
Von Parkinson-Therapie bekannt
Tippmann-Peikert betont, dass ihre Studie die erste sei, welche die unerwünschten Nebenwirkungen der Behandlung außerhalb des Einsatzes bei Parkinson-Patienten gezeigt hat. Von den Demenzerkrankten war das Phänomen nämlich schon länger bekannt.

Valeria Voon und Kollegen haben in einer Studie einige neue Details dazu beschrieben. Sie verglichen 21 spielsüchtige Parkinsonpatienten mit 42 "normalen", die allesamt mit Dopamin-Agonisten behandelt worden waren.
Besondere Persönlichkeitsstruktur macht anfällig
Dabei zeigten sich eine Reihe von Eigenschaften, die die erste Gruppe miteinander verband und anfälliger für zwanghaftes Verhalten macht: Sie waren jünger, hatten eine größere persönliche oder familiäre Geschichte von Alkoholproblemen und verfügten über eine Persönlichkeitsstruktur, die sie prinzipiell gefährdeter machen (u.a. "höhere Risikobereitschaft").

Parkinsonpatienten mit diesem Profil neigen nach der Behandlung eher zu Spielsucht und sollten dementsprechend gewarnt werden, schließen die Forscher.

[science.ORF.at, 13.2.07]
->   Parkinson: US-Institut für neurologische Krankheiten
->   Maja Tippmann-Peikert, Mayo-Klinik
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Parkinson-Therapie kann Spielsucht auslösen (12.7.05)
->   Rastlose Beine: 900.000 Österreicher leiden daran (20.9.04)
->   Archiv zum Thema Parkinson
 
 
 
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01.01.2010