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Studie: Schachspieler haben höheren IQ  
  Schachspieler haben einen höheren Intelligenzquotienten (IQ) als die Durchschnittsbevölkerung und können ihre Gefühle besser unter Kontrolle halten. Das haben zwei Studien an der Universität Graz gezeigt.  
Wer weniger intelligent ist, hat trotzdem eine Chance: Richtiges Training kann das bis zu einem bestimmten Maß kompensieren. Dazu müssten Schachzüge aber wirklich studiert werden, so Roland Grabner vom Institut für Psychologie.
Schachspieler: IQ von 113
90 österreichischen Vereinsschachspielern hat das Team um Aljoscha Neubauer und Grabner in einer ersten Studie eine Reihe von Intelligenz- und Persönlichkeitstests vorgelegt. Der mittlere Intelligenzquotient bei den Spielern lag bei 113, während der Durchschnittsmensch einen IQ von 100 aufweist.

Warum diese Menschen aber gescheiter sind, sei unklar: "Möglicherweise hebt die regelmäßige Beschäftigung mit dem Sport den Intelligenz-Level - oder weniger begabte Personen trauen sich die Königsdisziplin von vornherein nicht zu", vermutet Neubauer.
Training hilft bei schwächerem IQ
Dabei müssten weniger intelligente Menschen überhaupt keine Scheu vor Schach haben: Eine überdurchschnittliche Spielstärke könne auch mit durchschnittlicher Intelligenz und richtigem Training erreicht werden, sagte Grabner.

In einer zweiten Studienreihe wurden 50 Testpersonen mit einer neuen EEG-Methode untersucht: "Eine effiziente Nutzung des Gehirns hängt auch von Übung und Training ab. Das Spielen zum Spaß am Abend mit Freunden reicht nicht. Schachzüge und Stellungen müssen richtig studiert werden, das bringt die Leute weiter", erklärte der Psychologe.
Emotional gefestigter
Die Testpersonen hatten sich übrigens emotional besser im Griff als Nichtspieler, zeigten sich aber nicht generell motivierter: "Sie sind auf Schach fixiert, das ist es, was sie antreibt. In anderen Bereichen sind sie aber nicht unbedingt ehrgeiziger", meinte der Forscher.

Bei anderen Persönlichkeitsmerkmalen wie Stabilität, Extro- und Introvertiertheit, Offenheit für neue Erfahrungen, Verträglichkeit mit anderen Menschen oder Gewissenhaftigkeit lagen die Werte bei den Spielern im durchschnittlichen Bereich.
Andere Hirnregionen aktiv
Die EEG-Ergebnisse zeigten außerdem, dass die verschieden talentierten Spieler beim Lösen von "Schachproblemen" andere Gehirnregionen unterschiedlich stark beanspruchten. So verlagern z.B. sehr gute Schachspieler die Aktivität ihrer "grauen Zellen" in den rückwärtigen Teil des Cortex, der Hirnrinde.

Wie die Studie bestätigte, kommt diese Region zum Zug, wenn Erfahrung und jahrelang erworbene Expertise relevant werden. Das Vorderhirn werde vor allem bei neuen Aufgabenstellungen strapaziert.

[science.ORF.at/APA, 16.2.07]
->   Grazer Institut für Psychologie
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01.01.2010