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Kolumbus' Silbersuche in der Karibik - ein Misserfolg  
  Bisherige Hinweise auf die erste Silbermine der Europäer in Amerika sind widerlegt: Erz und Schlacke aus der von Christoph Kolumbus gegründeten Siedlung La Isabella galten bis dato als Beweis für den ersten Silberabbau der Europäer in der Neuen Welt. Ein Irrglaube, wie eine exakte chemische Analyse ergeben hat.  
Das Erz stammte nämlich aus Spanien. Die ersten Siedler in der Dominikanischen Republik hatten es anscheinend als Vergleichsprobe selbst von Europa mitgebracht, wie ein Team um Alyson Thibodeau vom Department of Geosciences der University of Arizona berichtet.
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Der Artikel "The strange case of the earliest silver extraction by European colonists in the New World" von A. M. Thibodeau et al. ist online als Vorabpublikation der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (20.-23. Februrar 2007, doi: 10.1073/pnas.0607297104) erschienen.
->   Abstract (sobald online)
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Kolumbus gründete Siedlung
 
Bild: Alyson Thibodeau / PNAS

La Isabela: Von Christoph Kolumbus auf der Suche nach Silber und Gold gegründet

Die Siedlung La Isabela wurde 1494 bei der zweiten Amerikareise von Kolumbus gegründet. Sie liegt an der Nordküste der Dominikanischen Republik. Kolumbus Hauptmotiv für die Gründung der Siedlung war, Metallminen zu finden.
Auf der Suche nach Silber
 
Bild: James Quine

Proben von Bleiglanz und bearbeitete Stücken aus archäologischen Grabungen in La Isabela

Archäologische Funde von Tiegeln, also feuerfesten Gefäßen zur Herstellung von Schlacke, sowie dem Mineral Bleiglanz (Galenit) und Schlacke ließ die Forscherzunft davon ausgehen, dass die Siedler von La Isabela versuchten, Silber aus den lokalen Erzvorkommen zu gewinnen.

Der Bleiglanz oder Galenit war eines der ersten Minerale, das von Menschen verhüttet wurde, so etwa bereits bei den Babyloniern und Römern. Es ist durch seinen hohen Bleigehalt ein wichtiges Erz zur Bleigewinnung und kann zu einem geringen Anteil auch Silber enthalten.
->   Galenit - Mineralienporträt
Isotopenanalyse
 
Bild: Alyson Thibodeau / PNAS

Bleisilikat-Schlacke von La Isabela

Alyson Thibodeau und ihre Kollegen untersuchten das Erz und die Schlacke von La Isabela. Isotopenanalysen zeigten, dass die Zusammensetzung der Galenitproben mit keiner der Kompositionen bekannter Bleiglanz-Vorkommen in der Karibik übereinstimmte. Im Gegenteil: Die "Isotopenspur" führte die Forscher zu entsprechenden Vorkommen in Spanien.

Der größte Teil der gefundenen Schlacke beinhaltete zudem ein glasiges Bleisilikat, von dem die Forscher annehmen, dass es ein Nebenprodukt eines "improvisierten Silberextraktionsprozesses" ist.
Am Ende blieb nur Enttäuschung
Das Bleiglanz sei aus Spanien als Vergleichserz zum Prüfen von neuen Metallen mitgebracht worden, so die Forschergruppe.

Die Zusammensetzung der Schlacke und der archäologische Kontext zeige: Die von der erfolglosen Silbersuche enttäuschten und unerfahrenen Siedler von La Isabela schmolzen wohl eher Silber aus ihrem eigenen mitgebrachten Bleierz.

Das Silber blieb also aus - stattdessen kamen Hurrikans, Hunger und Krankheiten. Nach vier Jahren, nämlich 1498 wurde die Siedlung wieder aufgegeben.

[science.ORF.at/dpa, 20.2.07]
->   Geosciences - University of Arizona
->   La Isabela - Wikipedia
->   Alle Beiträge zum Stichwort Kolumbus in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010