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Affen können Konflikte mit Umarmungen lösen  
  Vom Klammeraffen könnten so manche menschliche Halbstarke bzw. Politiker etwas lernen: Kommen die Tiere in die Nähe einer "feindlichen" Gang, hilft ihnen eine Umarmung dabei, ihre Aggressionen in den Griff zu bekommen.  
Von dieser pazifistischen Möglichkeit zur Lösung von "Straßenkämpfen" berichten die beiden Verhaltensforscher Filippo Aureli und Colleen Schaffner. Sie haben Klammeraffen (Ateles geoffroyi) in Mexiko beobachtet.
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Ihre Studie "Aggression and Conflict Management at Fusion in Spider Monkeys" ist in den Biology Letters der Royal Society (doi:10.1098/rsbl.2007.0041; 21.2.07) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Konfliktpotenzial bei Gruppentreffen
Klammeraffen leben üblicherweise in großen Verbänden, die sich bei der Futtersuche in kleinere kurzlebige Gruppen auflösen.

"Es ist, als ob die Tiere in einem kleinen Dorf leben, wo jeder jeden kennt. Man wacht auf, frühstückt mit der Familie, geht dann mit einer anderen Gruppe zur 'Arbeit' oder in die 'Schule' und wieder mit einer anderen Gruppe Mittag essen", verglich es Aureli gegenüber dem News-Dienst von "Nature".

Diese kleineren Gruppen geraten bei der Futtersuche öfters in Kontakt. Dabei kann es passieren, dass die anderen als Rivalen betrachtet werden - samt erhöhter Gefahr eines Kampfes.
Klammeraffen klammern für den Frieden
Um das Aggressionspotenzial dieser Situationen zu verringern, greifen die Klammeraffen auf ihre handfeste Weise des Konfliktmanagements zurück: Mit Umarmungen reduzieren sie die Spannungen und geben ihrem Namen recht.

Wenn nicht gleich umarmt wird, sind die Chancen auf aggressive Handlungen danach - wie z.B. Jagdszenen - wesentlich höher, sagen die Forscher.
Vertrauensbeweis - wie Händeschütteln
 
Bild: APA

15 Jahre altes Klammeraffenweibchen mit einem Jungen auf dem Buckel - nicht in Mexiko, sondern im Tiergarten Schönbrunn.

Eine Erklärung für das Verhalten bietet Aureli von der John-Moores-Universität in Liverpool auch gleich an: Beim Umarmen setzen die Tiere verletzbare Bereiche ihres Körpers möglichen Angriffen aus - eine Art Vertrauenstest mit dem anderen.

Da Angehörige der eigenen Subgruppe nicht umarmt werden, werten die Forscher die Berührungen nicht als Ausdruck allgemeiner Zuneigung.

Die Affen-Umarmung könne man analog zum Händeschütteln der Menschen betrachten, mutmaßt Aureli.

[science.ORF.at, 21.2.07]
->   Klammeraffen (Primatis.de)
->   Filippo Aureli, John-Moores-Universität in Liverpool
->   Colleen Schaffner, University of Chester
->   news@nature
Mehr zu dem Thema:
->   Schimpansinnen: Gemeinsam gegen Aggression (28.11.06)
->   Auch Schimpansen kreuzen Straßen vorsichtig (6.9.06)
 
 
 
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01.01.2010