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23.000 Afrikanische Elefanten im Vorjahr getötet  
  1989 ist ein internationales Handelsverbot für Elfenbein in Kraft getreten, das die gefährdeten Elefanten in Afrika zunächst wirksam schützte. Seit einigen Jahren boomt der illegale Handel mit Elfenbein aber wieder: Laut US-Forschern sind alleine im Vorjahr 23.000 Elefanten getötet worden - fünf Prozent des gesamten Bestandes.  
Samuel Wasser, Leiter des Artenschutzzentrums der Universität von Washington, und sein Team haben die Herkunft des größten Elfenbeinfunds seit dem Handelsverbot 1989 mit Hilfe von Erbgutanalysen ermittelt. Demnach stammt das 2002 in Singapur entdeckte Elfenbein vor allem aus Sambia.

Der illegale Elfenbeinhandel habe mittlerweile so verheerende Ausmaße angenommen wie der Handel vor dem Verbot, schreibt das Team in einer Studie.
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Die Studie "Using DNA to track the origin of the largest ivory seizure since the 1989 trade ban" ist am 27.2.07 online in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (DOI: 10.1073/pnas.0609714104) erschienen.
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67 Stoßzähne analysiert und verglichen
 
Bild: Benezeth Mutayoba

532 Stoßzähne und insgesamt sechseinhalb Tonnen Elfenbein wurden 2002 in Singapur gefunden. Die Hauer wogen im Schnitt elf Kilogramm, mehr als doppelt so viele wie "marktüblich", was darauf schließen lässt, dass es sich um ältere Elefanten gehandelt haben muss.

Das Team um Wasser hat nun 67 Stoßzähne aus dem Elfenbeinfund herausgegriffen und analysiert. Die Forscher verglichen das Erbgut mit demjenigen, das sie vorher aus Gewebe und Kot von Elefanten quer durch Afrika entnommen hatten.

Sie hatten ihre DNA-Methode bereits im September 2004 vorgestellt und nun leicht modifiziert. Die Forscher analysieren nicht mehr einzelne Stoßzähne sondern Zähne aus Gruppen. Das Team hatte über Jahre hinweg eine DNA-Datenbank für Elfenbein aufgebaut.
Herkunftsgebiet südliches Afrika
Ursprünglich waren die Behörden davon ausgegangen, dass die Schmuggelware aus sehr unterschiedlichen Regionen Afrikas stammt.

Die Gen-Analysen von Wasser und seinem Team widersprechen dem aber nun: Sie lassen darauf schließen, dass die Elefanten in einem relativ kleinen Gebiet im südlichen Afrika getötet worden sind, vermutlich vor allem in Sambia.

Die lokalen Behörden hätten schon eine Reihe von Wilderern identifiziert, aber noch sei niemand verhaftet worden.
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Elfenbein wird immer teurer
In den vergangenen zwei Jahren hat sich der Preis für Elfenbein hoher Qualität laut Studie nahezu vervierfacht. Im Jahr 2004 kostete ein Kilogramm Elfenbein den Angaben zufolge 200 Dollar (152 Euro), im Jahr 2006 waren es 750 Dollar (571 Euro).
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Fünf Prozent der Gesamtpopulation
Die Wilderei von Elefanten sei derzeit so stark wie noch nie, berichtet das Team um Wasser. Von August 2005 bis August 2006 wurden weltweit knapp 24 Tonnen geschmuggeltes Elfenbein entdeckt.

Weil man davon ausgeht, nur rund zehn Prozent der Gesamtmenge gefunden zu haben, schätzt man die Zahl der getöteten Elefanten für den Zeitraum auf 23.000. Das wären fünf Prozent der Gesamtpopulation Afrikanischer Elefanten.
Kampf gegen organisierte Kriminalität
Wenn die treibende Kraft wirklich organisierte Kriminalität sein sollte, dann müsse sie an der Quelle bekämpft werden, sagen Wasser und sein Team. Der Handel sei noch viel schwieriger zu kontrollieren.

Die Autoren fragen sich allerdings, wie sich arme afrikanische Länder wie Sambia gegen den Elfenbeinschmuggel wehren sollen. Sie fordern die westlichen Länder auf, den betreffenden Staaten zu helfen.

Zudem seien Bildungsprogramme in Afrika ebenso nötig wie Überzeugungsarbeit in Asien, kein Elfenbein zu verwenden - denn eine treibende Kraft des illegalen Elfenbeinhandels sei Chinas boomende Wirtschaft.

[science.ORF.at/APA/dpa, 27.2.07]
->   Center of Conversation Biology, University of Washington
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01.01.2010