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Studie: Wetter am Wochenende schlechter  
  Wer hatte noch nicht den Eindruck, dass es häufig während des Wochenendes schlechtes Wetter gibt, während an Arbeitstagen die Sonne scheint? Eine neue Studie aus Deutschland scheint diese Vermutung nun zu bestätigen. Am Samstag und Sonntag gibt es demnach tatsächlich weniger Sonnenschein und mehr Niederschlag. Verantwortlich dafür ist laut den Autoren der Mensch selbst.  
Österreichische Meteorologen begegnen der Studie indes mit Skepsis: Der gewählte Untersuchungszeitraum sei zu kurz, der ermittelte Zusammenhang daher nur Zufall.
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Die Studie "An unexpected pattern of distinct weekly periodicities in climatological variables in Germany" von Dominique Bäumer und Bernhard Vogel erschien in den "Geophysical Research Letters" ( Bd. 34, L03819; doi:10.1029/2006GL028559).
->   Abstract
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Tiefpunkt der Woche: Samstag
Der Wochentag mit dem schlechtesten Wetter ist laut Studie der Samstag, der nach dem berechneten Mittelwert die tiefsten Temperaturen und den geringsten Sonnenschein beschert.

Die meisten wärmenden Strahlen gibt es am Wochenanfang: Am Dienstag ist die Sonne durchschnittlich 15 Minuten länger zu sehen als am Samstag. Am Mittwoch ist es wiederum mit 0,2 Grad über dem Minimum des Samstagsmittels am wärmsten. Montags regnet es im Gegensatz zum sechsten Tag der Woche am wenigsten.
Nicht nur lokale Effekte
Die durchschnittliche Bewölkung nimmt mit dem Verlauf der Woche ebenso wie Niederschlagsmenge (plus 15 Prozent) und -häufigkeit (plus zehn Prozent) zu. 6,3 Millionen Messwerte von zwölf deutschen Wetterstationen aus den Jahren 1991 bis 2005 analysierten die Mitarbeiter des Forschungszentrums Karlsruhe für die Studie.

Die Daten stammen aus sehr unterschiedlich gelegenen Stationen, zum Beispiel bei dicht besiedelten Städten und in Bergregionen. Es handle sich also nicht nur um lokale Auswirkungen durch direkte Emissionen, so die Forscher.
Ursache: Industrie und Verkehr?
Nachgewiesen wurde durch die Untersuchung ein siebentägiger Rhythmus, der an einzelne Wochentage geknüpft ist. In der Natur existiere kein Prozess, der einen derartigen Zyklus bestimmen könnte, so die Forscher. Verursacht werde der Wetterrhythmus daher vom Menschen selbst, zum Beispiel durch Industrie und Verkehr.

Alles deute darauf hin, dass der Zyklus durch indirekte Effekte von Aerosol, zum Beispiel Ruß- und Sulfatpartikel, verursacht werde, erklärten die Studienautoren. Die Untersuchung weise erstmals nach, dass es nicht nur langfristige Klimafolgen, sondern auch einen kurzfristigen Einfluss durch den Menschen gebe.
Kritik: "Statistischer Zufall"
Auf wenig Gegenliebe stieß die Studie bei den Meteorologen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Bei den Ergebnissen handle es sich um einen "rein statistischen Zufall", sagte der ZAMG-Klimatologe Ernest Rudel. Mit einer Statistik könne man alles beweisen. Dementsprechend gebe es auch Untersuchungen, nach denen sich das Wetter nach Mondphasen richte.

Auch die Begründung, Emissionen würden den Rhythmus verursachen, ließ Rudel nicht gelten: Für eine ernste Untersuchung müssten einzelne Tage ausgewählt werden, an denen es keinen Einfluss durch Luftströmungen gegeben habe. Diese stabile Lage müsste für eine Wochenuntersuchung dann mindestens sieben Tage andauern.

Eine Untersuchungsdauer von 15 Jahren sei in diesem Zusammenhang für Klimatologie und Meteorologie nicht ausreichend. Eine Studie müsste sich rein theoretisch mit Daten über 100 Jahre beschäftigen.
Erwiderung: Zeitrahmen ausreichend
Joachim Hoffmann vom Forschungszentrum Karlsruhe wies die Vorwürfe zurück: Die Untersuchung basiere auf sehr vielen Messwerten und mache daher einen deutlichen Zusammenhang zwischen Wetter und bestimmten Wochentagen sichtbar. Ein Zeitraum von 15 Jahren sei durchaus ausreichend.

[science.ORF.at/APA, 2.3.07]
->   Forschungszentrum Karlsruhe
->   Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik
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01.01.2010