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Nationalstaaten liegen weiter im Trend  
  Trotz oder wegen Globalisierung und Europäischer Union: Die Nationalstaaten bleiben laut einer Studie Steirischer Soziologen auch weiterhin die bedeutendste gesellschaftliche Einheit.  
Selbst die Bewohner Bayerns und Österreichs - einander kulturell nahe stehenden Regionen - verbindet weniger als die Bürger des jeweiligen Staats, betonen die Forscher um Max Haller vom Institut für Soziologie der Universität Graz.

Sie haben das vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekt "Nationale Identität und Staatsbürgerschaft" soeben abgeschlossenen.
Nur vier Prozent würden innerhalb der EU übersiedeln
Zentraler Bestandteil des Projekts war eine Studie, der zufolge sich die Menschen nach wie vor am stärksten mit dem eigenen Staat identifizieren und nicht mit der Gemeinde, der Region oder dem Staat übergeordneten Einheiten wie der EU.

Während sich mehr als die Hälfte der Befragten mit dem eigenen Staat sehr eng verbunden fühlt, sind es im Fall "Europas" weniger als 30 Prozent.

Diese Verbundenheit zeigt sich auch in der geringen Übersiedlungsbereitschaft: Nur vier Prozent sind bereit, in eine andere Region innerhalb der EU zu ziehen, und jeweils nur ein Prozent in einen anderen Staat oder eine Region außerhalb Europas.
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Die Ergebnisse der Studie beruhen auf einer Auswertung von umfassenden Daten aus internationalen Datenhandbüchern sowie dem International Social Survey Programm (ISSP).
->   International Social Survey Programm
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Bayern Norddeutschen ähnlicher als Österreichern
Die Wertvorstellungen der Menschen sind innerhalb eines Landes laut Studie am ähnlichsten: "Man könnte vermuten, dass die katholischen Bayern in ihren nationalen Wertauffassungen den Österreichern ähnlicher sind als den protestantischen Norddeutschen, die auch von anderer ethnisch-sprachlicher Herkunft sind.

Dies ist aber nicht der Fall, Bayern und Norddeutsche sind hierin einander ähnlicher als den Österreichern. Dies zeigt, dass die Einheit des Nationalstaates von größerer Bedeutung ist als die darunter liegende Einheit der Region", erklärt Haller in einer Aussendung.
Strukturen prägen Wertehaltungen
Staatliche Strukturen und hier dominierende Wertehaltungen prägen die Ansichten der Menschen laut Forschern eindeutig. Sichtbar wird dies, wenn Bürger die soziale (Un-)Gleichheit innerhalb des eigenen Landes beurteilen müssen:

Dort, wo Ungleichheiten groß sind, wie in Brasilien, können diese sehr kritisch bewertet werden. In Staaten wie den USA kann hingegen der Glaube an den individuellen Aufstieg eine solche kritische Haltung stark abschwächen. Hier lebt der Traum "vom Tellerwäscher zum Millionär".

[science.ORF.at, 12.3.07]
->   Max Haller, Universität Graz
->   FWF
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Nationalismus kein Widerspruch zu EU-Identität (20.3.06)
->   Trotz Europa: Österreicher bleiben "Österreicher" (15.12.03)
->   Der schwierige Weg zu einer Europa-Identität (7.3.03)
 
 
 
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01.01.2010