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Ret-Rezeptor bewahrt Nervenzellen vor frühem Tod  
  Wenn Nervenzellen im Gehirn unkontrolliert sterben, drohen neurodegenerative Erkrankungen wie die Parkinson- oder die Alzheimer-Krankheit. Deutsche Wissenschaftler entdeckten nun einen Rezeptor, der bestimmten Nervenzellen ein langes Leben garantiert.  
Konkret geht es um den Ret-Rezeptor, dessen Gen in den Gehirnen von Mäusen Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Neurobiologie ausschalteten. Und zwar in der Substantia Nigra, wo ein früher Nervenzelltod beim Menschen Parkinson auslöst.

Die Gehirne der Mäuse entwickelten sich dann zwar normal, im fortgeschrittenen Alter nahm die Zahl ihrer dopaminergen Nervenzellen in diesem Areal jedoch ab - genauso wie es auch in Parkinson-Patienten zu beobachten ist.
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Die Studie "Absence of Ret Signaling in Mice Causes Progressive and Late Degeneration of the Nigrostriatal System" von Edgar R. Kramer und Kollegen ist in "PloS Biology" erschienen (doi:10.1371/journal.pbio.0050039).
->   Zur Original-Studie
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Zelltod zuerst ohne Konsequenzen
Bild: MPG
Parkinson-Patienten verlieren in der Substantia Nigra Nervenzellen, die Dopamin produzieren. Verschiedene Experimente deuteten bislang schon an, dass der Nervenwachstumsfaktor GDNF und sein Rezeptor Ret möglicherweise den frühen Tod dieser Neurone verhindern könnte.

Den Schwund der Nervenzellen haben die Wissenschaftler erstmals in Mäusen beobachtet. Ihnen ist es jetzt nämlich gelungen, den Rezeptor gezielt in der Substantia Nigra auszuschalten. Diese Mäuse leben genauso lang wie gesunde Artgenossen.

Bild rechts: verschiedene Querschnitte durch das Mäusegehirn. In den dunkler gefärbten Bereichen haben die Max-Planck-Wissenschaftler ganz gezielt die Rezeptoren für bestimmte Nervenwachstumsfaktoren ausgeschaltet.
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Fast 110 Millionen Menschen an Parkinson erkrankt
Weltweit leiden nahezu 100 Millionen vor allem ältere Menschen an der Parkinson-Krankheit und anderen Gehirnerkrankungen, die sich durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen auszeichnen. Je nach betroffenem Gehirnbereich können die Symptome recht unterschiedlich sein: Bei der Alzheimer-Krankheit steht der Verlust des Erinnerungsvermögens im Vordergrund, während sich die Parkinson-Krankheit vor allem in motorischen Störungen ausdrückt. Das charakteristische Muskelzittern und die Bewegungsarmut der Parkinson-Krankheit treten jedoch erst auf, wenn bereits mehr als die Hälfte der Nervenzellen abgestorben sind.
->   Studie: Parkinson-Fälle verdoppeln sich bis 2030 (30.1.07)
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Auswirkungen werden mit Alter schlimmer
"Erstaunlicherweise entwickelte sich das Nigro-Striatale System auch ohne Ret Rezeptor ganz normal", sagt Edgar Kramer, der an der Studie maßgeblich mitwirkte.

Dass GDNF an den rezeptorlosen Neuronen nicht andocken kann, macht sich erst im Erwachsenenalter drastisch bemerkbar: Die Nervenzellen sterben früh. Und je älter die Tiere wurden, desto mehr Nervenzellen und Fasern verlieren sie.

"Unsere Ergebnisse helfen uns zu verstehen, welche Faktoren die Nervenzellen zum Überleben brauchen, die bei Parkinson Patienten absterben", sagt Klein.

[science.ORF.at/MPG, 13.03.07]
->   Max-Planck-Institut für Neurobiologie
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01.01.2010