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Raupen vertreiben Angreifer mit Klicken und Erbrechen  
  Wenn die unscheinbare Seidenspinnerraupe trotz grüner Tarnhaut entdeckt und von einem Angreifer angeknabbert wird, beginnt sie laut zu klicken. Kanadische Forscher vermuten, dass sie damit den hungrigen Feind davor warnen möchte, dass sie im nächsten Moment eine ungenießbare braune Flüssigkeit erbricht - und damit vom Gustohappen zum Ekelpaket wird.  
So wie Hunde knurren, um einen Angreifer abzuschrecken, beginnen die Raupen, laute Klickgeräusche von sich zu geben. Die Geräusche entstehen durch das Aufeinanderreiben der Kiefer, die mit winzigen "Zähnen" besetzt sind, und werden lauter, je heftiger der Angriff ausfällt.
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Der Artikel "Listen up, I'm really quite disgusting" ist am 17. März 2007 im "New Scientist" erschienen.
->   New Scientist
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Mit Pinzette gezwickt
Bild: Jayne Yack
Jayne Yack von der kanadischen Carleton University und ihre Kollegen unterzogen die Seidenspinnerraupen (Antheraea polyphemus) zwei qualvollen Tests: Zuerst nahmen sie eine Pinzette und zwickten die Tiere in den Kopf. Die Insekten begannen gleich zu klicken.

Den Mechanismus, demzufolge die Töne durch Aufeinanderreiben der Kiefer entstehen, konnten die Biologen durch Abfilmen und Abspielen des Vorgangs in Slow-Motion erkennen.
Lautstärke kommt an Telefonklingeln heran
Die Lautstärke der Raupen kann sich durchaus sehen lassen: Zwischen 58 und 79 Dezibel wurden gemessen, 80 Dezibel hat - zum Vergleich - ein ziemlich lautes Telefonklingeln.

Gleichzeitig bemerkten Jayne Yack und Kollegen, dass die Insekten gleich nach dem Klicken oft eine bräunliche Flüssigkeit erbrachen, wusste aber nicht genau wozu.
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Ihre Studienergebnisse veröffentlichten Jayne Yack und Kollegen im "Journal of Experimental Biology" (doi: 10.1242/jeb.02748).
->   Zum Original-Abstract
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Erbrochenes verdarb den Angreifern den Appetit
Damit begann Phase 2 der Untersuchung, und nun kamen Haushühner ins Spiel. Gingen sie auf die Raupen los, wurde heftig geklickt und erbrochen - die Forscher beobachteten, dass die vom braunen Erbrochenen beschmutzten Raupen den Angreifern gar nicht mehr schmecken wollten.

Um ganz sicher zu gehen, wurde noch die Probe aufs Exempel gemacht: Die Biologen tunkten Mehlwürmer in die braune Flüssigkeit und wollten sie derart an die Hühner verfüttern. Aber: Fehlanzeige, die Nahrung wurde verschmäht.
Wer nicht hören will, muss schmecken
Die Schlussfolgerung der Forscher, die das gleiche Verhalten bei mehreren Raupenarten gefunden haben: Wenn die Tarnung nicht mehr hilft, muss der Angreifer durch Lärm verschreckt werden. Und sollte er es dann noch immer nicht glauben, muss er es eben schmecken, dass sich eine Raupe nicht so einfach verspeisen lässt.

[science.ORF.at, 15.03.07]
->   Jayne Yack, Universität Carleton
Mehr über Raupen in science.ORF.at:
->   Gefräßige Raupe jagt Schnecken mit Seidenfäden (22.7.05)
 
 
 
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01.01.2010