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Solarstrom aus Nordafrika als Energie-Alternative  
  Nach den jüngsten Prognosen zur Klimaerwärmung häufen sich nun die Ideen für alternative Energiegewinnung. Ein deutscher Experte meint, dass in gut 15 Jahren der erste Solarstrom aus Nordafrikas Wüsten nach Europa fließen könnte. Nötig dafür ist der Bau von solarthermischen Kraftwerken in Afrika und von neuen Hochspannungstrassen nach Europa.  
"Technisch ist das kein Problem", meinte Hans Müller-Steinhagen, der Direktor des Instituts für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart.
"Bleibt uns gar nichts anderes übrig"
Noch sei der Strom aus der Wüste zwar im Vergleich zu Gas, Öl oder Kohle zu teuer.

"Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen und die Endlichkeit der fossilen Energieträger bedenken, wird uns aber gar nichts anderes übrig bleiben, als auf diesen Solar-Strom zu setzen", sagte der Energieexperte in einem dpa-Gespräch.
Nur ein Promille der Wüstenfläche für Welt-Strombedarf
Ab 2020 werde der Solar-Strom sogar zur kostengünstigsten Option, da er im Zuge des Ausbaus immer billiger werde. Bis 2050, so schätzt der Professor, könnten etwa 15 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs mit Importstrom aus Nordafrika gedeckt werden.

Beim künftigen Energiemix werde der Strom aus der Wüste deshalb einen substanziellen Beitrag leisten, weil er hohe Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit biete - auch in Zeiten des maximalen Stromverbrauchs.

"Wir bräuchten theoretisch nur ein Promille der Wüstenfläche, um den gesamten Strombedarf der Welt zu decken."
Neue Hochspannungstrassen nötig
Damit der Strom auch fließen könne, müsse in Kraftwerke und Leitungen investiert werden.

Um die drei- bis viertausend Kilometer lange Strecke von Afrikas sonnenreichen Zonen bis ins regenreichere Europa zu überbrücken, seien neue Hochspannungstrassen nötig. Solche Höchstspannungs- Gleichstromleitungen seien bereits eine etablierte Technologie mit derzeit 600 Kilovolt Spannung.

Die nächste Generation werde 800 Kilovolt und noch geringere Verluste und Kosten als heute haben. Die Leitungsverluste werden für die gesamte Strecke nur auf etwa zehn Prozent geschätzt.
Solarthermische Kraftwerke in Afrika
"Als erstes müssen nun in Afrika solarthermische Kraftwerke gebaut werden", sagte Müller-Steinhagen, der mit seinem Institut seit mehr als 20 Jahren an diesem Thema forscht.

Bei solchen Kraftwerken fokussieren große gebogene Parabolspiegel die Sonnenstrahlen, leiten die Wärme durch ein Rohr, in dem ein 400 Grad Celsius heißer Dampf mit etwa 50 bis 100 Bar Druck erzeugt wird.

Dieser wird in ein konventionelles Dampfkraftwerk eingespeist, das die Wärme in Strom umwandelt.
Nicht teurer als Kohle
"In Kalifornien gibt es schon seit 20 Jahren solarthermische Kraftwerke", weiß Müller-Steinhagen. Auch in Spanien seien derzeit mehrere in Bau. "Stehen erst einmal viele solcher Kraftwerke, ist der Strom nicht teurer als aus Kohlekraftwerken."

"Die Speicherung von Strom ist generell noch ein Problem", räumte Müller-Steinhagen ein. In dem Fall sei dies aber unerheblich, weil nicht Strom, sondern Wärme gespeichert werde.

[science.ORF.at/dpa, 14.3.07]
->   Institut für Technische Thermodynamik, (DLR)
->   Sonnenwärmekraftwerke (Wikipedia)
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->   Gegen Klimawandel: Kohlendioxid in die Erde pumpen (27.2.07)
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01.01.2010