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WWF klagt EU wegen Überfischung des Kabeljaus  
  Mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof will die Umweltschutzorganisation WWF den Kabeljau vor der Überfischung durch die EU-Flotte retten. Die Klage wurde am Montag in Luxemburg eingereicht.  
Sie zielt auf den Rat der Europäischen Union, wie der WWF in Hamburg mitteilte. Er verstoße mit den im Dezember 2006 beschlossenen Fangquoten gegen europäisches Umweltrecht. "Wir ziehen jetzt die juristische Notbremse gegen das andauernde Versagen der Fischereipolitik", sagte WWF-Sprecherin Karoline Schacht.
Empfehlungen ignoriert
Der WWF wirft dem EU-Ministerrat vor, immer wieder die Empfehlungen von Wissenschaftlern zu ignorieren. Demnach könnten sich die Kabeljaubestände, die seit 1970 auf ein Zehntel geschrumpft seien, aus eigener Kraft erholen, wenn sie vorerst geschont würden.

"Um dem Kabeljau eine Chance zu geben, benötigen wir eine Politik, die nicht nur die kurzfristigen Interessen einiger EU-Staaten im Blick hat, sondern sich langfristig an einer nachhaltigen Fischerei orientiert", sagte Schacht.
"EU bricht ihre eigenen Umweltgesetze"
Die Klage des WWF bezieht sich nach eigenen Angaben auf den Kabeljau-Wiederaufbauplan, wonach der Ministerrat die Fangquoten um mehr als 15 Prozent senken muss, wenn die Zahl der geschlechtsreifen Fische unter ein bestimmtes Maß fällt.

Dieses Mindestmaß sei jedoch in manchen Gebieten unterschritten worden. Damit breche die EU ihre eigenen Umweltgesetze. "Den Zahlen nach geht es hier nur um wenige Prozentpunkte. Tatsächlich aber streiten wir für die Zukunft einer der ökologisch und wirtschaftlich wichtigsten Fischarten", sagte Schacht.
Viertel der weltweiten Fischbestände überfischt
Die EU hat im Dezember die Fangquoten für Kabeljau und andere bedrohte Fischarten zwar reduziert, entgegen Empfehlungen von Wissenschaftlern aber keine Fangverbote ausgesprochen.

Die Fangquoten für Kabeljau wurden am stärksten für die Fischgründe westlich von Schottland und in der keltischen See gesenkt, nämlich um 20 Prozent. Für die übrigen Fischgründe wurde eine Kürzung um höchstens 15 Prozent vereinbart. Fischereikommissar Borg konnte sich mit seinen ursprünglich geforderten 25 Prozent nicht durchsetzen.

Die Welternährungsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen veröffentlichte im März ihren Weltfischerei-Bericht, wonach ein Viertel der weltweiten Fischbestände überfischt oder schon völlig ausgelaugt sind. Unter den besonders bedrohten Arten war demnach auch der Kabeljau.

[science.ORF.at/APA/AP, 19.3.07]
->   Kabeljau - Wikipedia
->   WWF-Deutschland
 
 
 
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01.01.2010