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Kyotoziel: Zukauf von Emissionsrechten reicht nicht  
  Trotz eines geplanten Zukaufs von jährlich neun Millionen Tonnen "grüner" Emissionsrechte aus dem Ausland dürfte es Österreich laut einer aktuellen Studie schwer haben, das Kyoto-Reduktionsziel zu erreichen.  
Die derzeit in der österreichischen Klimastrategie vorgesehene Menge "wird voraussichtlich bei weitem nicht ausreichen", hieß es in einem vom Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel (Karl Franzens-Universität Graz) veröffentlichten Bericht. Es sei um das Dreifache zu wenig, sagte der Leiter des Zentrums, Gottfried Kirchengast, zur APA.
Weit von Vorgabe entfernt
Zehn Monate vor Beginn der fünfjährigen Erfüllungsperiode des Kyoto-Protokolls im Jänner 2008 sei Österreich weit von dem Ziel entfernt, die gefährlichsten Treibhausgase um 13 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Das Kyoto-Protokoll verlangt, dass über die Jahre 2008 bis 2012 im Durchschnitt nur 68,7 Millionen Tonnen emittiert werden dürfen.

Derzeit liege die Alpenrepublik mit 93,2 Millionen Tonnen allerdings noch weit über dem angepeilten Werte. Neun Millionen Tonnen sollen mit Emissionsrechten aus dem Ausland abgegolten werden. Die 77,7 Millionen Tonnen, die übrig bleiben, sind für Kirchengast nur schwer mit Maßnahmen im Inland zu erreichen.
Reduktion unrealistisch
Ausgehend von dem derzeit geplanten Zukauf müssten damit im Inland in der Kyoto-Periode 15,5 Millionen Tonnen Emissionen jährlich reduziert werden. Diese Menge an Treibhausgasen - die der Gesamtemission aus Raumwärme und Kleinverbrauch von 2005 entspricht - in so kurzer Zeit einzusparen, sei unrealistisch, so Kirchengast.

Selbst wenn es gelingen würde, den Tanktourismus zu reduzieren, den öffentlichen Verkehr zu verbessern, auf biogene Treibstoffe umzusteigen, Altbauten zu sanieren usw. würden all diese Maßnahmen lediglich eine Reduktion von maximal fünf Millionen Tonnen pro Jahr bedeuten.
Teurer Zukauf: Zwei Milliarden Euro
Um das Reduktionsziel dennoch zu erreichen, müsste Österreich statt neun Millionen Tonnen aus grünen Investitionen (Joint Implementation/Clean Development Mechanism) 20 bis 30 Millionen Tonnen Emissionsrechte pro Jahr aus dem Ausland erwerben, so die Berechnungen der Grazer Forscher.

Dies werde allerdings teuer: 2008 werde eine Tonne CO2 voraussichtlich deutlich mehr als zehn Euro kosten, so die Forscher. Insgesamt könnte das Österreich bei einem jährlichen Zukauf von etwa 25 Millionen Tonnen bis zu zwei Milliarden Euro Kosten, rechnete Kirchengast vor - was "keine vernachlässigbare öffentliche Ausgabe" bedeute.
"Handeln statt Reden"
Man müsse hier zu Lande endlich "vom Reden zum Handeln kommen und auch möglichst viel im Inland reduzieren", sagte der Wissenschafter. Die Klimastrategie, die am Mittwoch im Ministerrat beschlossen werden soll, müsse ausgehend von diesen Zahlen realistischer betrachtet werden, meinte Kirchengast.

[science.ORF.at/APA, 20.3.07]
->   Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel
->   Emissionsrechtehandel - Wikipedia
->   Kyoto-Protokoll - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010