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Streit über Evolutionstheorie war früher friedlicher  
  Während die Diskussion zwischen Evolutionsbiologen und Religionsvertretern in der Gegenwart immer rauer wird, verlief sie zu Zeiten Charles Darwins respektvoller. Das beweisen neue, bisher unveröffentlichte Briefe.  
1871: "Die Abstammung des Menschen"
1871 hat Darwin sein berühmtes Buch "The descent of man" veröffentlicht und die Welt mit seiner Abstammungslehre des Menschen vom Affen erschüttert.

Noch im gleichen Jahr schickte er das Werk an seinen amerikanischen Freund Asa Gray mit den Begleitworten "Wenn du mir antwortest, werde ich wohl ein paar Stiche von deiner Stiletto-ähnlichen Feder erhalten."
Respektvoller Briefwechsel
Gray zählten zu den bedeutendsten US-Botanikern seiner Zeit und ging vor allem als Taxonom der nordamerikanischen Pflanzenwelt in die Geschichtsbücher ein. Daneben war er aber auch noch ein tiefgläubiger protestantischer Christ.

Die Befürchtung von Darwin traf dennoch nicht ein. In einer Zeit, als die Lehre von der Abstammung des Menschen vom Affen vielen noch ungeheuerlich erschien, versuchte Gray eine Versöhnung der Positionen.

Er antwortete Darwin höflich, aber bestimmt: "Mein sehr geehrter Darwin, Sie haben so eine Art sich auszudrücken und schreiben in so fesselnder Weise. Beinahe haben Sie mich überzeugt, ein haariger Vierbeiner gewesen zu sein, der auf Bäumen lebt, ausgestattet mit einem Schwanz und spitzen Ohren ..."
Umfangreiches Korrespondenzprojekt
Der Briefverkehr von Darwin und Gray ist Bestandteil des "Darwin Correspondence Project". Das Projekt ist sehr ambitioniert, hat der Begründer der Evolutionslehre doch 14.500 Briefe im Laufe seines Lebens geschrieben bzw. erhalten.

Der Briefwechsel der Jahre 1837 bis 1859 ist bereits jetzt im Volltext auf der Webseite des von der Universität Cambridge finanzierten Projekts abrufbar. In den nächsten Tagen kommen einige hundert neue Briefe hinzu, berichtet der "New Scientist".
"Toleranter und bescheidener"
Sie dokumentieren vor allem die Auseinandersetzung der damals noch jungen Wissenschaft mit der Religion. Die Debatte sei sehr "offen und respektvoll" geführt worden, betont Paul White vom Korrespondenzprojekt.

"Im Gegensatz zu vielen Beiträgen der aktuellen Diskussion, scheinen Darwin und seine Korrespondenten weit toleranter und bescheidener gewesen zu sein."

[science.ORF.at, 21.3.07]
->   Darwin Correspondence Project
->   New Scientist
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01.01.2010