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Intensives Träumen schirmt Gehirn gegen Lärm ab  
  Wenn der Schlaf durch Geräusche gestört wird, gibt es zwei mögliche Reaktionen: aufwachen oder einträumen. Deutsche Forscher haben nun herausgefunden, wann das Gehirn äußere Reize schlicht wegschaltet.  
Forscher am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München konnten zeigen, wie sich das Gehirn während der Traumphasen verhält: In Phasen von maximaler Aktivität scheinen die beteiligten Gehirnzentren so sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, dass äußere Reize nicht mehr wahrgenommen werden.

Dieser Zustand tritt aber immer nur kurzzeitig auf, in den dazwischen liegenden Phasen können Außenreize rudimentär verarbeitet werden. Das erklärt, warum ein Sinneseindruck mitunter wahrgenommen und in das Traumgeschehen integriert wird.
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Der Artikel "Functional microstates within human REM sleep: first evidence from fMRI of a thalamocortical network specific for phasic REM periods" von Michael Czisch und Kollegen ist im "European Journal of Neuroscience" erschienen (Band 25(3), S. 863-71, doi:10.1111/j.1460-9568.2007.05314.x).
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Aktivität schlafender Gehirne gemessen
Bislang wurden Schlafphänomene vor allem anhand von Messungen der Gehirnströme untersucht. Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie konnten nun diese Gehirnströme messen und gleichzeitig mit Hilfe Bild gebender Verfahren (funktioneller Kernspintomografie) die Aktivität des schlafenden Gehirns darstellen.

Michael Czisch und seinem Team gelang die Messung kleinster Hirnströme bei gleichzeitiger Wirkung eines starken Magnetfeldes. Die zusätzliche experimentelle Herausforderung, bei Lautstärken von mehr als 90 Dezibel einzuschlafen, wurde nach Schlafentzug von wenigen gesunden Probanden gemeistert.
Zwei Phasen des REM-Schlafs
Im Experiment untersuchten die Wissenschaftler, wie das Gehirn im Schlaf auf akustische Reize, wie beispielsweise einen regelmäßig wiederkehrenden Ton oder Klaviermusik, reagiert. In den frühen Morgenstunden konnte auch der REM-Schlaf, der besonders mit intensivem Traumerleben in Verbindung gebracht wird, untersucht werden.

Der REM-Schlaf zeichnet sich durch hohe Gehirnaktivität aus. REM steht für rapid eye movements, die starke Augenbewegung während des Schlafens. In diesem Schlafstadium unterliegen wir einer vorübergehenden Lähmung, nicht zuletzt um mögliche Traumerlebnisse körperlich nicht auszuleben.

Die deutschen Forscher zeigten nun, dass der REM-Schlaf in zwei unterschiedliche Aktivitätsphasen unterschieden werden kann.
Ausblendung der Umwelt bei starker Aktivität
 
Bild: MPG

Rechtes Bild: Wenn besonders viele rasche Augenbewegungen aufgezeichnet wurden, war die Aktivität in verschiedenen Gehirnregionen besonders hoch. Auch die Areale, die das Gefühlsleben bestimmen, zeigten dabei eine hohe Aktivität. Diese Aktivität wurde aber in Eigenregie erzeugt, die von außen eingespielten Geräusche offensichtlich ausgeblendet.

Linkes Bild: Wenn die raschen Augenbewegungen ausbleiben, führen akustische Reize zu einer - zwar geringen, aber dennoch vorhandenen - Aktivierung des entsprechenden sensorischen Areals im Gehirn, des auditiven Kortex.
"Wehrlose" Phasen dauern nur sehr kurz
Die hohe Gehirnaktivität interpretieren die Forscher als neurologisches Korrelat des - oftmals intensiven - Traumerlebens. "Da währenddessen auf äußere Reize kaum reagiert werden kann und der Schläfer quasi wehrlos ist, tauchen diese intensiven Phasen in immer wiederkehrenden, aber meist sehr kurzen Perioden auf", erklärt Michael Czisch.

Nicht zuletzt zum Schutz des schlafenden Organismus liegen dazwischen REM-Schlaf-Phasen, bei denen die Reaktionsfähigkeit auf Außenreize wieder erhöht ist - in diesen Phasen kann der Wecker seine Aufgabe wieder erfüllen.

[science.ORF.at/MPG, 26.03.07]
->   Max-Planck-Institut für Psychiatrie
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01.01.2010