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Säugetiere profitierten nicht von Dino-Sterben  
  Über hundert Millionen Jahre haben die Dinosaurier die Erde regiert. Vermutlich führte der Einschlag eines riesigen Asteroiden zur ihrer Auslöschung vor ungefähr 65 Millionen Jahren.  
Eine interdisziplinäre Studie unter Leitung von Olaf Bininda-Edmonds von der Universität Jena kommt nun zum Schluss, dass dieser Vorfall für die Evolution der heute lebenden Säugetiere keine entscheidende Rolle gespielt hat.

Bisher ging man davon aus, dass erst das plötzliche Verschwinden der Dinosaurier die Vielfalt der Säugetiere ermöglichte und beschleunigte.
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Die Studie "The delayed rise of present-day mammals." Von Olaf R.P. Bininda-Edmonds et al. ist in "Nature" (Bd. 446, 29.März 2007, S. 507-512, DOI: 10.1038/nature05634) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Fossile und molekulare Belege widersprechen einander
Fossile Belege lieferten bisher die wesentlichen Hinweise auf das plötzliche Verschwinden der Dinosaurier und den darauffolgenden, scheinbar sprunghaften Entwicklungsschub bei den Säugetieren.

Die Datenlage ist aber naturgemäß sehr lückenhaft und erlaubt daher nur ungefähre Datierungen. Ein Vergleich mit molekularen Daten führt zu widersprüchliche Aussagen über unsere evolutionäre Vergangenheit.

Daher versuchte das internationale Forscherteam beide Quellen in ihr umfassendes Analysemodell zu integrieren.
Entwicklungsgeschichtlicher "Super-Baum"
Ein "Superstammbaum" stellt die Evolution von etwa 4.500 heute lebenden Säugetierarten dar und zeichnet so ein beinahe vollständiges Bild der Entwicklungsgeschichte von vor 160 Millionen Jahren bis heute.

Die algorithmische Konstruktion erfolgt durch den Vergleich der DNA verschiedener Spezies. Unter der Annahme einer relativ konstanten genetischen Veränderung wird die Divergenz der einzelnen Generationen berechnet. Das Ganze wird mit fossilen Daten abgeglichen.
Der Entwicklungssprung fand deutlich später statt
Über zehn Jahre hat das Team aus Paläontologen, Ökologen und Bioinformatikern an der Erstellung des Baums gearbeitet. Die Ergebnisse legen nahe, dass sich die heute lebenden Säugetiere nicht als Folge des plötzlichen Tods der Dinosaurier entwickeln haben.

Offensichtlich sind sie in Wirklichkeit schon relativ alt. Eine erste Periode der Diversifikation fand vermutlich schon vor 93 Millionen Jahren statt. Damals tauchten die wesentlichen Arten und Ordnungen auf.

Darauf folgte eine Phase der Stagnation für die nächsten 40 Millionen Jahre. Erst zehn bis 15 Millionen Jahre nach dem Verschwinden der Dinosaurier folgte ein weiterer Entwicklungssprung.
Globaler Erwärmung als mögliche Ursache
Der Baum zeige laut den Wissenschaftlern aber auch, dass das plötzliche Sterben für andere Arten sehr wohl einen, wenn auch nicht so massiven, Entwicklungsschub bedeutete. Dabei handelt es sich aber in erster Linie um Familienzweige, die nicht eng mit den heute lebenden Säugetieren verwandt waren und später ausstarben.

Als mögliche Ursache des späteren Diversifikationssprungs nennen Bininda-Edmunds und sein Team eine globale Erwärmung, in welcher auch neue Pflanzen als zusätzliche Nahrungsquellen auftauchten. Für genauere Erklärungen zu den ökologischen Bedingungen, welche die Entwicklung begünstigten, seien aber noch weitere Untersuchungen nötig.

Einen zusätzlichen Nutzen bringe die Stammbaum-Analyse für die Zukunft: Die Bedrohung mancher Arten und Veränderungen in der Biodiversität können vorhergesagt werden.

[science.ORF.at, 29.3.07]
->   Der entwicklungsgeschichtliche Baum als Download (figtree 1.0)
->   Olaf Bininda-Edmonds, Universität Jena
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01.01.2010