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Aktivierte Immunzellen zerstören Krebs  
  "Aufgerüstete" T-Zellen des Immunsystems könnten laut einer Studie zu einer neuen Krebstherapie führen. Bis zur Anwendung ist es allerdings noch weit - bislang wurde der neue Ansatz nur an Mäusen getestet.  
Das berichten Wissenschaftler vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
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"Spontaneous tumor rejection by cbl-b-deficient CD8+ T cells" von
Stefanie Loeser et al. erschien auf der Website des "Journal of Experimental Medicine" (DOI: 10.1084/jem.20061699).
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Die Lücken natürlicher Krebsabwehr
Das Immunsystem spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Keimen, es überwacht auch die Entstehung von Krebs. Patienten mit einem gestörten Immunsystem entwickeln daher auch häufiger bösartige Tumore als Menschen mit intaktem Immunsystem. Allerdings lösen viele Tumore keine ausreichende Immunantwort aus.

Da sich die Krebszellen nicht deutlich genug von den normalen Körperzellen unterscheiden, aus denen sie hervorgegangen sind, werden sie nicht als entartet erkannt. Darüber hinaus produzieren Krebszellen selbst auch Stoffe, die die Immunzellen blockieren.
"Pimp my immune response"
Die Gruppe um IMBA-Leiter Josef Penninger hat nun bei Mäusen einen Weg gefunden, die Immunantwort als Reaktion auf Krebs zu verstärken. Die Doktorandin Stefanie Löser hat dazu T-Zellen des Immunsystems verwendet, bei denen der zentrale Regulator Cbl-b genetisch ausgeschaltet wurde. Dadurch wurden die Zellen empfindlicher und aktiver in der Tumorerkennung und -bekämpfung.

Bei Mäusen können die veränderten T-Zellen eine so starke Immunantwort auslösen, dass Tumorzellen innerhalb weniger Wochen vollständig zerstört werden. Die genetisch veränderten Mäuse zeigen auch eine stark verringerte Anfälligkeit für Hautkrebs nach UV-Bestrahlung.
Auch Übertragung fremder T-Zellen funktioniert
Werden die veränderten T-Zellen einer Maus mittels Blutprobe entnommen und einer zweiten injiziert, so sind die Zellen im Stande, auch einen Tumor der zweiten Maus schrumpfen zu lassen. Sie entwickeln sich dort in so genannte Gedächtniszellen und bewirken eine anhaltende Immunität.

"Das Besondere an unserem Modell ist, dass wir die Zellen nicht mit Tumormaterial voraktivieren und im Labor vermehren müssen, wie es bei vielen anderen Therapieansätzen nötig ist", so Löser.
US-Gruppe mit ähnlichen Ergebnissen
Neben der Wiener Gruppe haben sich auch Forscher der National Institutes of Health (NIH) in den USA mit dem Mechanismus beschäftigt. Sie veröffentlichen gleichzeitig ähnliche Resultate über Cbl-b regulierte Tumorabstoßung, die an weiteren Krebsarten gewonnen wurden.

"Dass nun eine zweite Gruppe gleichzeitig einen ähnlichen Mechanismus gefunden hat, wie T-Zellen spontan verschiedenste Tumore abstoßen, ist für uns besonders wichtig, da damit unsere Daten umgehend bestätigt wurden", so Penninger.

Die Wissenschaftler sind nun daran interessiert, wie sich aus den neuen Erkenntnissen eine Therapie für Patienten entwickeln ließe. Denkbar wäre, aus Patientenblut T-Zellen zu gewinnen und in diesen den Regulator Cbl-b zu blockieren. Anschließend würde das Blut dem Patienten wieder injiziert. Allerdings müsste dazu erst ein entsprechender Hemmstoff entwickelt werden.
Testphase beginnt erst
Außerdem muss das Verfahren im Tiermodell getestet werden, um die positive Anti-Tumor-Wirkung, aber auch Nebenwirkungen genau zu erforschen. Denn durch die Unterdrückung von Cbl-b steigt auch das Risiko für Autoimmunreaktionen, wie bereits IMBA-Wissenschaftler in früheren Studien erkannt hatten (Nature 403, 211).

Bis zu einer therapeutischen Anwendung ist es daher noch ein langer Weg. Die Forscher wollen auch noch genauer untersuchen, welche Arten von Krebs auf die Therapie ansprechen könnten.

[science.ORF.at/APA, 3.4.07]
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01.01.2010