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Pinguin auf einem Laufband als Öko-Gradmesser  
  Britische Biologen verwenden Pinguine als Gradmesser für die Klimaveränderung. Nötig dazu war die Messung ihres Energiehaushalts, weswegen die Tiere im Labor auf Laufbändern watscheln mussten.  
"Wenn die Pinguine weiter wandern oder tiefer tauchen müssen, um ihre Nahrung zu finden, dann sagt das etwas aus über die Verbreitung von Fischen", fasst Lewis Halsey von der Universität Birmingham die Ausgangslage der Überlegungen zusammen.

Diese Lebensgrundlagen sind durch Klimaerwärmung und Überfischung bedroht, berichtete er bei der Jahrestagung der britischen Gesellschaft für experimentelle Biologie am Mittwoch in Glasgow.
Watscheln für die Wissenschaft
 
Bild: Lewis Halsey

Eine Voraussetzung, die Tiere als Bio-Indikatoren zu verwenden, ist es, ihren Energiehaushalt genau zu kennen.

Deshalb haben Haley und seine Kollegen Königspinguine im Labor zwei Prozeduren unterworfen, die ansonsten zumeist menschlichen Spitzensportlern vorbehalten sind:

Die Tiere liefen zum einen auf einem Laufband, zum anderen schwammen sie in einem Wasserkanal. In beiden Fällen wurden Herzfrequenz und Energieverbrauch gemessen und danach eine Korrelation zwischen den beiden Werten ermittelt.
->   Film des Pinguins auf dem Laufband (New Scientist)
Rückschluss auf Fischbestände
In einem zweiten Schritt statteten sie frei lebende Königspinguine mit Messgeräten aus: Diese geben nicht nur die Herzfrequenz an, sondern auch die Position und die Häufigkeit der Nahrungsaufnahme.

Durch den zuvor ermittelten Zusammenhang mit dem Energieaufwand konnten die Forscher auf die Mühen schließen, die die Tiere bei der Futtersuche haben - wenn sie mehr Energie verbrauchen, liegt der Schluss nahe, dass ihnen weniger Fische zur Verfügung standen.
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Gute Öko-Gradmesser
Die Tiere seien aus mehreren Gründen gute Gradmesser für ökologische Veränderungen: zum ersten, weil sie ein sehr großes Meeresgebiet bei ihrer Futtersuche abdecken, zum zweiten, weil ihre Ernährungsweise sehr gut bekannt ist, und drittens, weil sie während ihrer Brutzeit auf den Eisschollen für die Forscher gut erreichbar sind.
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Nahrungssuche immer schwieriger
Laut Haley wird es für die Pinguine immer schwieriger, an ihr Futter zu kommen. Grund dafür sei vor allem die Zunahme von Fangschiffen, die auf die gleichen Fische abzielen wie die Pinguine. Aber auch die Erwärmung des Wassers könnte eine Rolle spielen, meinte er gegenüber dem "New Scientist".

Als "Ersatznahrung" greifen die Pinguine deshalb zunehmend auf Tintenfische zurück, die aber weniger fetthältig und somit energiereich sind.

[science.ORF.at, 4.4.07]
->   Lewis Halsey, Universität Birmingham
->   Jahrestagung der Gesellschaft für experimentelle Biologie
->   New Scientist
->   science.ORF.at-Archiv über Pinguine
 
 
 
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01.01.2010