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T-Rex und Hühner haben ähnliches Bindegewebe  
  Normalerweise enthalten Fossilienfunde kein weiches Gewebe. Vor vier Jahren stießen Paläontologen aber auf den Oberschenkel eines 68 Millionen Jahre alten Tyrannosaurus rex, der für Aufsehen sorgte, da er noch intakte Blutgefäße enthielt.  
Nun konnten erstmals Proteine aus Bindegewebe in dem Saurierknochen nachgewiesen werden.

Die Collagene sind jenen von heutigen Hühnern sehr ähnlich, berichtet ein Team um Mary Higby Schweitzer von der Universität von North Carolina.
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Die Studie "Analyses of Soft Tissue from Tyrannosaurus rex Suggest the Presence of Protein" ist in Science (Bd. 316; S. 277, 13.4.07) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Versteinerung ohne organische Bestandteile?
"Lange hat man angenommen, dass die ursprünglichen organischen Bestandteile eines Organismus zerstört werden, wenn sie versteinern.

Man hat die Hypothese aufgestellt, dass sie entweder verloren gingen oder bis zur Unkenntlichkeit verändert werden - und das innerhalb von relativ kurzer Zeit, also binnen deutlich unter einer Million Jahren", schreibt Mary Higby Schweitzer vom der Universität von North Carolina in "Science".

Allerdings, immer wieder wurde an Fossilien aus der Kreidezeit beobachtet, dass sie offenbar durchaus originäre Charakteristika behalten hatten: Transparenz für Licht, Biegsamkeit etc.
Proteine mit Elektronenmikroskop entdeckt
 
Bild: Science

Mary Schweitzer und ihre Kollegen gingen deshalb daran, Fossilien-Bruchstücke eines 68 Millionen Jahre alten und 2003 im US-Bundesstaat Montana entdeckten Dinosauriers zu untersuchen.

Sie entfernten von dessen Oberschenkelknochen (siehe Bild oben) chemisch die mineralischen Bestandteile, vor allem das Kalzium, und analysierten den Rest - die so genannte "Matrix", die vor allem aus Collagen I besteht.

Unter dem Elektronenmikroskop stellte sich heraus, dass tatsächlich noch Proteine enthalten waren. Und als die Wissenschaftler Antikörper gegen Hühner-Eiweiß ansetzten, reagierten diese mit dem Saurier-Protein. Aus den Sauriern der Kreidezeit entwickelten sich bekanntlich die modernen Vögel und die heutigen Reptilien.
Entsprechen zu 58 Prozent Hühner-Eiweiß
In einer zweiten Studie gelang es einer Gruppe um John Asara von der Universität Harvard mit Hilfe der Massenspektrometrie, sogar den Protein-Aufbau des T-Rex zu analysieren.

Er stimmte in seinen Aminosäure-Bestandteilen zu 58 Prozent mit dem Collagen von Hühnern, zu 51 Prozent mit jenem von Fröschen und zu 51 Prozent mit jenem von heutigen Wassermolchen überein.
Methode auch bei Elefanten-Vorläufer erfolgreich
 
Bild: Zina Deretsky, National Science Foundation

Die Wissenschaftler testeten ihre Methode schließlich auch an Fossilien eines Mastodons, eines zwischen 160.000 and 600.000 Jahre alten Elefanten-Vorläufers: Auch hier zeigten sich Ähnlichkeiten zwischen den Proteinen der Ahnen und der aktuell lebenden Tiere.

Die Forscher erhoffen sich durch ihre Arbeit ein größeres Verständnis für die evolutionären Verwandtschaftsverhältnisse von Sauriern und Elefanten.

Aber auch der Entstehungsprozess von Fossilien sei erneut zu hinterfragen, wie sie betonen. Sie vermuten, dass die Proteine deshalb überdauert haben, weil sie durch "freie Radikale" - besonders reaktionsfähige Moleküle - an andere Moleküle gebunden und somit nicht versteinert wurden.

[science.ORF.at/APA, 12.4.07]
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Die Studie "Protein Sequences from Mastodon and Tyrannosaurus Rex Revealed by Mass Spectrometry" ist in Science (Bd. 316; S. 280, 13.4.07) erschienen.
->   Abstract der Studie
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->   Mary Higby Schweitzer, Universität von North Carolina
Mehr zu dem spektakulären Dino-Fund in science.ORF.at:
->   Paläontologin analysiert Gewebe des T.Rex (7.3.06)
->   Blutgefäße eines T-Rex überdauerten Jahrmillionen (25.3.05)
 
 
 
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01.01.2010