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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Extremsommer gefährlich wie Grippewellen  
  Der Klimawandel wird nicht nur in entfernten Ländern Todesopfer fordern. Auch in Österreich erwarten Experten bis zum Ende des 21. Jahrhunderts direkte Auswirkungen auf die Sterbestatistiken.  
Im Rahmen des Forschungsprogramms "StartClim" setzen sich Forscher aus zahlreichen österreichischen Institutionen - darunter die Universität für Bodenkultur (Boku) und das Umweltbundesamt (UBA) - seit Anfang 2003 mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen auseinander.
In Wien einige zusätzliche Tote pro Tag?
Direkte Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit wird es nach Ansicht der Wissenschaftler etwa während Hitzeperioden geben.

Berechnungen zufolge starben zwischen 1990 und 2004 in Wien während heißer Wetterphasen täglich durchschnittlich vier bis sieben Personen mehr als an anderen Tagen. Das ist durchaus vergleichbar mit Grippewellen, vier bis neun Todesopfer zusätzlich gab es während Influenzazeiten.
Warme Nächte besonders gefährlich
Je nach der weiteren weltweiten Entwicklung an Treibhausgasen errechneten die Forscher verschiedene Szenarien des Klimawandels. Das Ergebnis: Zwischen 100 und 300 Personen werden jährlich allein in Wien auf Grund der Zunahmen von Hitzetagen zusätzlich sterben, hieß es dazu seitens des UBA.

Folgen auf Hitzetage warme Nächte, ist die Sterberate noch höher. Die fehlende nächtliche Abkühlung verringert die für die Gesundheit wesentliche nächtliche Erholung.
Zunahme von Allergien
Der Klimawandel wird laut den Experten aber auch indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. So werden sich allergieauslösende Pflanzen - wie die Ambrosie - stärker ausbreiten.

Derzeit sind die Pflanzen nur auf elf Prozent der Fläche Österreichs zu finden, bis 2100 könnten es 80 Prozent der Fläche sein.
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StartClim
StartClim wurde als Reaktion auf die Hochwasserereignisse 2002 mit dem Ziel gegründet, Folgen des Klimawandels zu untersuchen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. In kleinen Projekten mit einer Laufzeit von zehn Monaten betreiben rund 100 österreichische Wissenschaftler Klimafolgenforschung. Die wissenschaftliche Projektleitung hat Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie der Boku, verwaltet wird das Projekt vom UBA.
->   StartClim
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Häufiger Wanzenjahre
Gleichsam einen Vorgeschmack auf das verstärkte Auftreten von landwirtschaftlichen Schädlingen bei sehr hohen Temperaturen gab es etwa 1953 und auch 2003.

Die Sommer dieser Jahre waren ungewöhnlich heiß und trocken, dementsprechend gingen 1953 und 2003 als "Wanzenjahre" in die Geschichte ein.
Mehr Fälle von Hasenpest
Ebenfalls einen Zusammenhang mit dem Klima zeigt die Tularämie oder Hasenpest. Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, die hauptsächlich Nagetiere befällt und auch auf den Menschen übertragbar ist.

Halten die derzeitigen Klimatrends an, könnte sich das derzeitige Ausbreitungsgebiet in Ostösterreich in rund 30 Jahren über das Donautal weit nach Westen erstrecken und sich über die Südsteiermark weiter in den Süden ausbreiten.
Gefahr für Alpentiere
Kontinuierliche Temperaturerhöhung ist auch ein Faktor für langfristiges Ansteigen der Waldgrenze. Bei einer Erderwärmung um circa 2,2 Grad würde die Waldgrenze um 450 Meter steigen.

Als Folge würde sich der Lebensraum von Birk- und Schneehuhn, Gams- und Steinwild in den Niederen Tauern um mehr als 80 Prozent verringern.

Damit sei mit dem Verschwinden von ganzen Tierpopulationen zu rechnen, weil die Tiere auch anfälliger für Krankheiten und leichter Opfer von Beutegreifern werden.

[science.ORF.at/APA, 13.4.07]
->   StartClim (UBA)
Aktuelles zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Klimamodell: Weltweite Abholzung brächte Kühleffekt (10.4.07)
->   IPCC-Report: Alpenraum sensibler als angenommen (5.4.07)
->   UNO-Klimabericht: Temperaturanstieg "beispiellos" (2.2.07)
 
 
 
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01.01.2010