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UV-Belastung bei Bauern untersucht  
  Ein Job kann buchstäblich unter die Haut und ins Auge gehen: Das zeigt eine haut- und augenärztliche Studie an 386 Bäuerinnen und Bauern im Auftrag der Sozialversicherungsanstalt der Bauern.  
Demnach hat diese Berufsgruppe besonders häufig UV-lichtbedingte Haut- und Augenschäden. Hautkrebs ist der Studie zufolge bei den Landwirten allerdings nicht häufiger als bei "Innenarbeitern" (nämlich Büroangestellten).
Büro- vs. Feldarbeit
Wer den ganzen Tag im Büro sitzt, sehnt sich meist nach ein paar Sonnenstrahlen an der frischen Luft. Andere Berufsgruppen wie z.B. Landwirte sind der Sonne tagtäglich ausgesetzt.

Die Folgen hat der Hautarzt Harald Maier von der Medizinischen Universität Wien untersucht: 386 Bäuerinnen und Bauern im Alter zwischen 35 und 55 Jahren wurden zwei Jahre lang beobachtet, deren Haut und Augen untersucht. Die Daten wurden mit jenen von 107 Büroangestellten verglichen. Überrascht zeigt sich der Hautarzt Maier, dass bei Bauern nicht häufiger Hautkrebs auftritt:

"Wir konnten eigentlich nur wenige Hauttumoren feststellen. Auffallend war aber, dass die Haut der Bauern vorgealtert war. Und zwar in jenen Bereichen, die ständig der Sonne ausgesetzt waren: Gesicht, Hände, Arme."
Langzeitdaten fehlen
Nachdem sich Hautkrebs über Jahrzehnte entwickle, hofft der Dermatologe auf eine Folgestudie in zehn Jahren.

Eine andere Erklärung, warum Bäuerinnen und Bauern trotz tagtäglicher Frischluft laut Studie nicht häufiger als die Berufsgruppe der "innen arbeitenden" Büroangestellten von Hautkrebs betroffen sind, seien geänderte Berufsbedingungen - z.B. überdachte Traktorkabinen.

Hingegen werde der Gewöhnungseffekt durch tägliche und langjährige UV-Belastung überschätzt.
"Berufskrankheit"?
Auch wenn die Daten der Studie die Anerkennung von sonnenlichtbedingtem Hautkrebs als Berufskrankheit nicht unterstützen, sollte dies in Einzelfällen diskutiert werden, so der Hautarzt.

Die Ergebnisse der Studie seien übrigens auch auf andere Berufsgruppen, die viel im Freien arbeiten, übertragbar, wie Bau- und Straßenarbeiter, Bergführer und Sportlehrer.
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Hautalterung, trockene Augen
Weitere Ergebnisse der Studie:
- Der Studie zufolge altert die Haut von Bäuerinnen und Bauern deutlich schneller
- UV-lichtbedingte Augenschäden sind häufiger
- Bauern, die Mischbetriebe mit Acker- und Obstbau betrieben, hatten öfter Pigmentflecken und Warzen an den Augenlidern
- Bei Bauern mit Obst- und Weinbau zeigte sich eine vorzeitige Bindehautalterung (der Hautarzt Harald Maier erklärt das damit, dass bei dieser Tätigkeit keine Sonnenbrille getragen werden kann)
- Ackerbauern hatten deutlich öfter trockene Augenbindehaut (vermutlich auch weil bei dieser Tätigkeit viel Staub aufgewirbelt wird).
- Nicht untersucht wurde, ob ein Zusammenhang mit trockenen Augen, UV-Belastung und Spritz- oder Düngemittel-Belastung besteht.
->   Zusammenfassung der Studie (pdf-Datei)
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Teilstudie: Tatsächliche Strahlung gemessen
Zusätzlich zur haut- und augenärztlichen Untersuchung hat der Projekteiter und Hautarzt von der Medizinischen Uni Wien, Harald Maier, in einem Feldversuch die UV-Belastung messen lassen.

Von April bis Oktober des Vorjahres trugen zwölf Bäuerinnen und Bauern in Niederösterreich und der Steiermark bei Arbeiten im Freien ein digitales UV-Dosimeter.

An insgesamt 1.400 Messtagen wurde die UV-Strahlung im Gesichtsbereich gemessen. Das Gerät wurde dazu an Helm, kappe oder Stirnband befestigt.
Die Ergebnisse der Studie:
- Die UV-Standarddosis wurde vielfach überschritten.
- Die UV-Belastung war abhängig vom Arbeitsablauf, nicht von der Betriebsart. (z.B. ob Tätigkeiten im Freien an den Tagesrändern erledigt werden; ob unter Dach und im Schatten gearbeitet wird; ob Traktor oder Zugmaschine eine Kabine oder ein Dach haben; etc)
- Hohe UV-Belastung, wenn die Bauern/ Bäuerinnen viel mit Fahrzeugen und landwirtschaftlichen Maschinen ohne Schutzdach unterwegs waren.
- Risikofaktor manuelle Arbeit
- Frauen sind höheren UV-Dosen ausgesetzt.
->   Studiendesign (pdf-Datei)
Sonnenschutz vernachlässigt
Das Bewusstsein um die Schädlichkeit von UV-Strahlung war bei den rund 400 Studienteilnehmern laut Maier "gering ausgeprägt". Sonnenbrillen und Sonnenschutzmittel würden kaum, Kopfbedeckungen selten verwendet.

Mehr Information sei notwendig und der Studienautor regt an, ein UV-Präventionsprogramm für die Berufsgruppe der Bauern auszuarbeiten. Der Obmann der Sozialversicherungsanstalt der Bauern, Karl Donabauer, kündigte bei der Pressekonferenz an, die Studie "in die Präventionsarbeit einbeziehen".

Der beste Sonnenschutz ist laut dem Wiener Dermatalogen übrigens: Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille und erst dann Sonnenschutzmittel zum Eincremen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 13.4.07
->   Universitätsklinik für Dermatologie (Medizinische Universität Wien)
->   Studienergebnisse (Sozialversicherungsanstalt der Bauern)
->   Sozialversicherungsanstalt der Bauern
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema UV-Strahlung
 
 
 
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01.01.2010