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Studie: Gefoulte gute Elfmeter-Schützen  
  Eine Fußballweisheit besagt, dass der Gefoulte besser nicht selbst den Elfmeter schießen sollte. Er laufe dabei größere Gefahr zu verschießen. Deutsche Wissenschaftler haben diese "Weisheit" nun empirisch widerlegt.  
Außerdem würden äußere Faktoren wie Spielstand und Spielminute und der Tabellenrang der Mannschaft weder die Entscheidung, ob der Gefoulte antritt, noch den Torerfolg beeinflussen, heißt es in einer im "Journal of Sports Sciences" veröffentlichten Studie.
73 versus 75 Prozent Erfolgsquote
Alle Foulelfmeter der deutsche Bundesliga von August 1993 bis Februar 2005, insgesamt 835, haben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg untersucht, 102 davon wurden vom gefoulten Spieler selbst geschossen. Die Erfolgsquote der Gefoulten: 73 Prozent.

Die nicht-gefoulten Schützen schossen 75 Prozent der Elfmeter ins Tor. "Dieser Unterschied liegt im Rahmen der zufälligen Schwankung und lässt somit nicht auf einen echten Effekt schließen", konstatiert Studienleiter Oliver Kuß, der an der Studie in seiner Freizeit gearbeitet hat.

"Die Analyse unterscheidet sich von bisherigen, einfach beschreibenden Analysen, indem sie mithilfe statistischer Modelle andere potenziell das Geschehen beeinflussende Faktoren einbezieht", erläutert Kuß.
An Mythen meist wenig Wahres dran
Ko-Autor Oliver Stoll: "Mythen halten sich lange. Aber gerade im Sport ist meistens wenig Wahres dran." Der Sportpsychologe selbst war einer derjenigen, die vor einigen Jahren den Mythos entlarvten, Langstreckenläufer würden sich in einen Rausch rennen, Endorphine sorgten für die entsprechenden Stimmungssteigerungen.

"Das so genannte Runner's High ist wissenschaftlich längst entzaubert, aber in den Medien hält es sich wacker."
Psychologisch interessante Situation
Psychologisch sei die Situation beim Elfmeter natürlich äußerst interessant, so Stoll. "Für einen Gefoulten wäre zum Beispiel ein Revanche-Gedanke nachvollziehbar - psychologisch aber natürlich problematisch. Die negativen Emotionen muss ein Fußballer kontrollieren können."

"Das ist eine günstigere Situation als beim Basketball, bei dem der Gefoulte die fälligen Freiwürfe übernehmen muss." Grundsätzlich aber gelte aus psychologischer Sicht: "Profis verfügen über eine hohe so genannte Selbstwirksamkeit. Vereinfacht gesagt: In schwierigen Situationen sind sie überzeugt dass sie erfolgreich sind, in dem was sie tun."

[science.ORF.at/idw, 17.4.07]
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01.01.2010