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Hormonersatz: Um 20 Prozent häufiger Eierstockkrebs  
  Die Substitution weiblicher Hormone über längere Zeit hinweg ist noch gefährlicher als bisher angenommen. Frauen mit Hormonersatz haben demnach ein rund 20 Prozent höheres Risiko für Eierstockkrebs als Frauen, die keine Hormone einnehmen. Das zeigt eine neue Auswertung der "One Million Women Study" der renommierten Abteilung für Epidemiologie der Universität Oxford.  
Der Auswertung mangelt es nicht an Brisanz: Eierstockkrebs wird nämlich zum überwiegenden Teil erst so spät erkannt, dass eine Heilung unmöglich ist. Brustkrebs-Patientinnen haben hingegen bessere Chancen. In Österreich gibt es pro Jahr etwa 750 Neuerkrankungen und etwa 550 Todesfälle. Damit ist das Ovarialkarzinom eine der tödlichsten Tumorerkrankungen.
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Die Studie wurde am 19. April 2007 in der Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht.
->   The Lancet
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Knapp eine Million Frauen untersucht
Die britischen Wissenschaftler analysierten die Daten von 948.576 befragten Frauen in Großbritannien ohne vorherige Krebserkrankung oder chirurgisch durchgeführte Entfernung der Eierstöcke.

Die Beobachtungszeit betrug durchschnittlich 5,3 Jahre für das Auftreten eines Ovarialkarzinoms und durchschnittlich 6,9 Jahre für Tod in Folge des Leidens. Etwa 30 Prozent der Probandinnen benutzten zum Studienzeitpunkt einen Hormonersatz, 20 Prozent hatten ihn beendet.
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Bereits 2003 Kritik an Hormonersatz
Bereits im Jahr 2003 war publiziert worden, dass unter Verwendung von Östrogen-Gestagen-Ersatz die Häufigkeit von Brustkrebs bei Frauen um das 1,66-Fache steigt, auch bei Verwendung der synthetischen und hormonähnlichen Substanz Tibolon erhöhe sich diese um 45 Prozent.

Gynäkologen hatten zum Teil an dieser und anderen Untersuchungen, die auf die Risiken des Hormonersatzes deutlich hinwiesen, aus methodischer Sicht Kritik geübt.
->   Hormonersatz: Fachleute bezweifeln britische Studie (18.11.03)
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Häufiger Eierstockkrebs als Frauen ohne Hormonersatz
Valerie Beral und ihre Co-Autoren unterstreichen aber die damals getätigten Aussagen in der aktuellen Studie: "In der Beobachtungszeit traten 2.273 Fälle von Eierstockkrebs auf, es gab 1.591 Todesfälle durch die Erkrankung. Hormonersatz-Benutzerinnen erkrankten häufiger und starben öfter an einem Ovarialkarzinom als Frauen, die die Hormone nie verwendet hatten."

So erhöhte sich die Häufigkeit der Erkrankung um den Faktor 1,20 und die Zahl der Todesfälle um den Faktor 1,23. Beides war statistisch hoch signifikant. Die gute Nachricht: Das Absetzen der Hormontherapie normalisierte offenbar das Risiko wieder.
63 Prozent höheres Krebsrisiko
Nimmt man die Daten der "One Million Women Study" für Brust-, Eierstock- und Endometriumkrebs zusammen, ergibt sich laut den Autoren ein ausgesprochen ungutes Bild: "Die Gesamthäufigkeit dieser drei Krebsformen ist bei aktuellen Benutzerinnen von Hormonersatz um 63 Prozent höher als bei Frauen, welche die Hormone nie eingenommen haben.

Wenn man Ovarial-, Endometrium- und Brustkrebs zusammen nimmt, bewirkt der Hormonersatz eine substanzielle Erhöhung der Fälle dieser häufigen Krebserkrankungen."
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Schon 2003 strengere Regeln für Hormonersatz
Schon nach den Veröffentlichungen des Jahre 2003 wurden die Voraussetzungen für einen Hormonersatz nach der Menopause von vielen medizinischen Fachgesellschaften strikter geregelt: So kurz wie möglich und nur, wenn Wechselbeschwerden für die Betroffene wirklich intolerabel sind, hieß die Devise.
->   Hormonersatz: Einigung auf Empfehlungen (9.12.03)
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Schwierige Revision
Befürworter des Hormonersatzes - speziell manche Gynäkologen - arbeiteten in jüngster Vergangenheit aber wieder medial an einer Revision dieser Empfehlungen. Das könnte durch die neue Studienauswertung wieder schwieriger werden.

[science.ORF.at/APA, 19.4.07]
->   Abteilung für Krebsforschung, Universität Oxford
->   Mehr zum Stichwort Hormonersatz im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010