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Falsche Kostendebatte bei "Hirnkrankheiten"  
  Wegen der Altersentwicklung der Bevölkerung nimmt die Häufigkeit von Gehirn-Erkrankungen bis 2020 um 15 bis 30 Prozent zu. Was die Kosten betrifft, ist laut Experten nicht die Therapie das Problem.  
Es mangle vielmehr an Vorausplanung für die Betreuung der Betroffenen und an Forschung.

Die medikamentöse Therapie mache bei den Hirnerkrankungen nur ein bis drei Prozent der Kosten aus und die aktuelle Pflegedebatte sei falsch fokussiert, beklagten die Präsidenten von Neurologie-, Alzheimer- und Psychiatrie-Gesellschaft am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Mehr Parkinson-Erkrankungen und Schlaganfälle
"Wir wissen, dass jetzt schon ein Drittel der Bevölkerung an neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen leidet. Ab dem 65./70. Lebensjahr steigt die Häufigkeit dieser Erkrankungen exponenziell an. Wir werden 2020 pro Jahr 1.000 mehr Patienten mit peripheren Nervenerkrankungen haben, 2.000 mehr Parkinson-Patienten und 5.000 mehr Schlaganfälle", warnte Franz Fazekas, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie.
Kosten von drei Mrd. Euro pro Jahr
Im Jahr würden Hirnerkrankungen in Europa 386 Mrd. Euro an Kosten verursachen. In Österreich sind es zwischen zwei und drei Milliarden Euro.

Reinhold Schmidt, Präsident der Österreichischen Alzheimer-Gesellschaft: "Im Jahr 2000 gab es in Österreich laut Berechnungen rund 90.000 Personen mit Demenz, 60 bis 70 Prozent davon mit Morbus Alzheimer. 2050 haben wir dann 234.000 Demenzerkrankte, davon 150.000 mit Alzheimer." Die Zahl der jährlichen Demenz-Neuerkrankungen werde von 23.000 auf 59.000 steigen.
Falsche Pflegedebatte
Ziemlich schief läuft für Schmidt die derzeitige Pflegedebatte: "Die Angehörigen von Alzheimer-Patienten benötigen, dass man sie für kurze Zeiträume freispielt. Damit sie zum Friseur gehen können, einen Arztbesuch absolvieren oder sich ins Kaffeehaus setzen können. Wir finden, dass man diesen ganzen Teil der Versorgung nicht betrachtet. Schon im milden bis moderaten Alzheimer-Stadium muss jemand da sein, damit eben die Herdplatte nicht weiter brennt etc. Wie viel in Pflegeheimen oder zu Hause gepflegt werden muss, ist nicht das alleinige Thema."

Aber über die nicht-pflegerische Versorgung der Betroffenen rede niemand. Schmidt: "Was mit den Leuten passiert, die das tun, darüber spricht niemand. Man will ja in kein Wespennest stechen."

[science.ORF.at, 23.4.07]
->   Österreichische Alzheimer-Gesellschaft
Aktuelles zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Demenz-Erkrankungen: Oft falsche Diagnose (18.4.07)
->   Alzheimer frühzeitig sichtbar (18.4.07)
 
 
 
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01.01.2010