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Flügelhaltung macht Mauersegler zu "Gleitwundern"  
  Mauersegler verbringen den größten Teil ihres Lebens in der Luft und haben vielfältige Techniken entwickelt, um sich darin effizient zu bewegen. Entscheidend ist die Flügelhaltung der Gleitvögel, die sie permanent verändern können, berichten niederländische Biologen.  
Sie haben die Aerodynamik und Struktur der Vögel im Windkanal getestet. Die Resultate ihrer Studie könnten bei der Konstruktion zukünftiger Flugzeuge behilflich sein, berichten der Experimentalbiologe David Lentink von der niederländischen Universität Wageningen und seine Kollegen.
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Die Studie "How swifts control their glide performance with morphing wings" ist in "Nature" (Bd. 446, S. 1082; Ausgabe vom 25.4.07) erschienen.
->   Abstract
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Beinahe "fußlos" in den Lüften
Was der Mauersegler am liebsten tut, verrät schon sein lateinischer Name: apus apus bedeutet soviel wie "fußlos", weil die Menschen früher dachten, dass sich der Vogel ausschließlich in der Luft befindet.

Das ist zwar nicht ganz richtig, aber der Mauersegler verlässt den Luftraum tatsächlich nur äußerst selten. Ob die Jagd auf Insekten oder die Aufnahme von Wasser, ob Balz, Paarung oder Schlafpausen - alle wichtigen Dinge erledigt der Vogel mit sichelförmigen Flügeln und dem kurzen Gabelschwanz im Flug. Am Boden bewegt er sich wegen seiner kaum erkennbaren Stummelfüße dagegen eher unbeholfen.

Damit der Mauersegler alle für sein Leben notwendigen Luftmanöver optimal ausführen kann, bedarf es eines äußerst flexiblen Flugapparats. Wie der genau funktioniert und zu welchen Höchstleistungen er im Stande ist, haben nun die Forscher um Lentink untersucht.
Windkanaltest für geklebte Flügelpaare
 
Bild: David Lentink

Dazu haben sie die Flügelpaare von 15 verstorbenen Vögeln gefriergetrocknet, zusammengeklebt und in verschiedenen Winkeln in einer Testanordnung ausgebreitet (siehe Bild oben).

Die Flügelhaltung entsprach laut den Forschern dem natürlichen Verhalten im Gleitflug. Um ihre Aerodynamik und ihre anderen Eigenschaften zu testen, stellten sie die Flügelpaare dann in einen Windkanal der Technischen Universität Delft.
Es kommt auf den Flügelwinkel an
Die Ergebnisse bestätigten die in der freien Wildbahn gemachten Beobachtungen: Durch Veränderung des Flügelwinkels können die Vögel die Geschwindigkeit im Sinkflug verdoppeln und Wenderaten verdreifachen.

Im normalen Winkel ausgebreitete Flügel erwiesen sich als effektiver für langsame Gleitflüge und Wendemanöver, "gepfeilte", d.h. näher am Körper anliegende Flügel als besser für höhere Geschwindigkeiten.

Obwohl die Flügel in diesem "V-Stil" weniger Auftrieb generieren, eignen sie sich laut den Forschern am besten für die besonders raschen Beschleunigungen, die bei Wendemanövern in der Luft vonnöten sind.
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Bild: dpa
Mauersegler
Den Winter verbringt der Mauersegler in Afrika südlich der Sahara. Im Mai kehrt er nach Europa zurück. Dabei wählt er in der Regel immer dieselbe Gegend für seinen Brutplatz aus. Der Mauersegler gehört zu den "Nichtsingvögeln". Seinen Namen hat das bräunlich oder auch rußschwarz gefiederte Tier mit der grau-weißen Kehle von seinem typischen Erkennungsmerkmal, dicht an Mauern entlang zu segeln. Früher wurde er deshalb "Turmschwalbe" genannt. Obwohl er häufig mit Schwalben verwechselt wird, sind beide Arten nicht miteinander verwandt.
->   Mauersegler (Wikipedia)
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Am effizientesten bei 30 km/h
Schließlich ermittelten die Biologen im Windkanal auch das ideale Tempo der Tiere: Der effizienteste Gleitflug findet bei Geschwindigkeiten zwischen 30 und 36 km/h statt.

Kein Wunder, dass sich in diesen Dimensionen auch die Nachtflüge der Mauersegler bewegen.
Sobald die Tiere auf "Autopilot" schalten, ist maximale Energieeffizient gefragt.

Wichtige Wendungen oder andere Flugmanöver finden zumeist bei einem Tempo zwischen 60 und 90 km/h statt. Von früheren Studien ist bekannt, dass die Tiere Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h erreichen, und zwar nicht im Sturzflug, sondern horizontal.

[science.ORF.at, 25.4.07]
->   David Lentink, Universität Wageningen
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Mauersegler: Schlank durch Liegestütze (5.4.06)
->   Mauersegler: Vogel des Jahres 2003 (4.10.02)
 
 
 
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01.01.2010