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Alzheimer: Schutz gegen Gedächtnisverlust entdeckt  
  Bei der Behandlung der Demenzkrankheit Alzheimer könnten sich bald neue Möglichkeiten eröffnen: US-Forscher fanden in einer Studie an Mäusen heraus, dass eine Reduzierung des so genannten Tau-Proteins im Gehirn den Gedächtnisverlust und andere Symptome der Krankheit reduziert.  
Die Verringerung des Proteins scheine eine schützende Wirkung auf das Gehirn zu haben, berichtet ein Team um Lennart Mucke vom Gladstone Institute of Neurological Disease in San Francisco.
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"Reducing Endogenous Tau Ameliorates Amyloid Beta-Induced Deficits in an Alzheimer's Disease Mouse Model" von E. D. Roberson et al. erschien in "Science" (Bd. 316, S. 750; doi: 10.1126/science.1141736).
->   Science
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Gene gezielt unterdrückt
In ihrer Studie reduzierten die Forscher bei an Alzheimer erkrankten Mäusen den Anteil des Tau-Proteins im Hirn um die Hälfte, indem sie das für die Produktion des Proteins verantwortliche Gen teilweise deaktivierten. Bei anderen Mäusen wurde die Tau-Produktion vollständig unterdrückt.

Die Forscher stellten fest, dass die auf diese Weise manipulierten Tiere sich normaler verhielten und weniger anfällig für Epilepsie-Anfälle waren. Die Ergebnisse der Studie sollen nach Hoffnung der Autoren die Entwicklung ergänzender Behandlungsmethoden für Demenz-Erkrankungen ermöglichen.
Schutz durch weniger Protein
Tau wird im gesunden Organismus von Gehirnzellen hergestellt und regelt die Stabilität des Zellskeletts. Bei Alzheimerpatienten ist Tau so verändert, dass es klumpenförmige Aggregate bildet. Versuche, diese abnormale Form von Tau zu eliminieren, erwiesen sich als schwierig. Die Studie von Mucke und Mitarbeitern weist nun drauf hin, dass auch eine unspezifische Reduktion der Tau-Proteine eine gute Alternative sein könnte - zumindest bei Mäusen.

Als Durchbruch werten die Forscher die Erkenntnis, dass eine Verminderung der Tau-Produktion offenbar auch das Hirn schützen kann. Gehirnzellen mit weniger Tau in ihrem Inneren sind weniger anfällig gegenüber der so genannten Überstimulation, die die Hirnfunktion beeinträchtigt. Daraus erklärt sich auch die Anbnahme von epileptischen Symptomen.

"Die Verbindung zwischen Tau und der Übererregung von Nervenzellen war völlig unerwartet", sagt der Erstautor der Studie, Erik Roberson. "Das eröffnet völlig neue Wege, um über die Rolle von Tau bei Nervenerkrankungen nachzudenken."
28 Millionen Demenzkranke
Die Alzheimer-Krankheit, deren Ursachen noch nicht hinlänglich erforscht sind, führt bei den Betroffenen zu einem schleichenden Gedächtnisverlust, in dessen Folge diese die Sprache und ihre intellektuellen Fähigkeiten verlieren.

Heilbar ist Alzheimer bisher nicht, die Erkrankten sterben in der Regel innerhalb von fünf bis zehn Jahren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit 28 Millionen Menschen an einer Form von Demenz, Alzheimer ist dabei am weitesten verbreitet.

[science.ORF.at/AFP, 4.5.07]
->   Gladstone Institute of Neurological Disease
->   Alzheimer-Krankheit - Wikipedia
->   Tau-Protein - Wikipedia
->   Mehr zu Alzheimer im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010