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Übernutzung: Artensterben schon in der Antike  
  Die Ausbeutung der Natur, bis ganze Arten verschwinden, hat es laut Wiener Forschern bereits in der Antike gegeben. Sie fanden bei Ausgrabungen in der Türkei Millionen von Schalen der Purpurschnecke.  
Details der Funde lassen auf eine Überfischung schließen, meinen die Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
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Die Studie "Purple-dye Production in Lycia - Results of an Archaeozoological Field Survey in Andriake (South-West Turkey)" von Gerhard Forstenpointner und Kollegen ist im "Oxford Journal for Archaeology" erschienen (doi:10.1111/j.1468-0092.2007.00281.x).
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Saft aus Drüse von Meeresschnecken
Purpur wird heute kaum noch zum Färben eingesetzt, es war und ist einer der teuersten Farbstoffe der Welt. Gewonnen wird der kostbare Saft aus einer Drüse der Meeresschnecken Brandhorn (Murex brandaris), Purpurschnecke (Hexaplex trunculus) und Rotmund-Leistenschnecke (Thais haemastoma), wobei für ein Gramm Farbe tausende von Schnecken verarbeitet werden müssen. Das Tragen purpurfarbener Kleidung war Zeichen hohen Ranges.
Geschätzt: 60 Millionen Schnecken
Bild: VUW
Verklumpte Schalenfragmente
Bereits 2003 waren die Wissenschaftler auf auffällig viele Schalenbruchstücke von Purpurschnecken gestoßen. Weitere Untersuchungen ergaben, dass Andriake (alte Hafenstadt von Myra, heute Demre, Türkei) etwa im 6. Jahrhundert ein wichtiger Produktionsort für Purpur war.

Nun haben sich die VUW-Wissenschaftler um Gerhard Forstenpointner die Schalenreste näher angesehen und vermessen. Das Ergebnis: Die Ablagerungen lassen auf einen Umfang von 300 Kubikmetern schließen, was nach vorsichtigen Schätzungen etwa 60 Millionen Schnecken bedeutet.

Den Experten fiel auf, dass die Schneckenschalen relativ klein sind, was auf ein geringes Alter der Tiere und letztendlich auf eine Überbeanspruchung der natürlichen Schneckenbestände schließen lässt.
Übernutzung natürlicher Bestände
Das Phänomen ist auch bei einer Übernutzung von Fischbeständen zu beobachten, durch den hohen Fangdruck haben die Tiere keine Chance mehr, eine entsprechende Größe zu erreichen. Nun vermuten die Forscher, dass sich die Purpurproduzenten möglicherweise selbst ihrer Ressourcen beraubt haben.

[science.ORF.at/APA, 7.5.07]
->   Department für Pathobiologie (VUW)
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01.01.2010