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Israelische Forscher entdecken Grab des Herodes  
  In einer 2.000 Jahre alten Festung zwölf Kilometer südlich von Jerusalem, dem Herodion, hat der israelische Archäologe Ehud Netzer das Grab von König Herodes dem Großen entdeckt.  
Vom Fund berichtete die israelische Zeitung "Haaretz" am späten Montagabend, Netzer bestätigte dies am Dienstag bei einer Pressekonferenz der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Sowohl der Standort als auch die Verzierungen des Sarkophags seien außergewöhnlich und deuteten darauf hin, dass es sich um den Steinsarg des Herodes handle, sagte der Archäologe.

Menschliche Knochen seien aber nicht entdeckt worden.
Palastanlagen im Süden Jerusalems
 
Bild: EPA

Netzer beschäftigt sich schon seit 1972 mit dem Herodion. Herodes errichtete auf dem Hügel, der von Südjerusalem aus zu sehen ist, einst zwei Palastanlagen - dazwischen wurde jetzt seine Grabstätte gefunden.

Es wurde schon immer angenommen, dass Herodes dort beigesetzt wurde. Grundlage ist ein Bericht des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert die Prozession zur Beisetzung von Herodes beschrieb.

Bisherige Grabungen erbrachten aber keinen Hinweis auf die Grabstätte.
Rekonstruktion des Sarkophags
 
Bild: EPA/Hebrew University

Links Netzer mit einem Teil des Sarkophags, dessen Rekonstruktion rechts zu sehen ist.
Von Rom eingesetzter "König der Juden"
Bild: EPA
Luftansicht des Herodions
Der Name des jüdischen Herrschers ist sowohl mit dem Bericht des Neuen Testaments über den Kindermord von Bethlehem als auch mit dem Ausbau des Tempels von Jerusalem verbunden.

Herodes wurde etwa 73 v. Chr. geboren und starb im März des Jahres 4 v. Chr. - also bald nach dem historischen Datum der Geburt Jesu. Er regierte Judäa als von Rom eingesetzter "König der Juden" von etwa 40 v. Chr. bis zu seinem Tod.

Nach biblischer Überlieferung ließ er nach der Geburt Jesu aus Angst vor einem Konkurrenten, den der Prophet Micha im Alten Testament als Messias angekündigt hatte, alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Betlehem töten. Historiker zweifeln jedoch an der Richtigkeit dieser Version.
Einer der größten Bauherrn der Antike
 
Bild: Hebrew University

Herodion von der Seite

König Herodes war zweifellos einer der größten Bauherrn der Antike. Er erweiterte den Jerusalemer Tempel, dessen Grundfeste heute noch zu bewundern sind, mit Steinen, die bis zu 150 Tonnen wiegen.

Er baute die Burg Massada am Toten Meer aus, errichtete den Hafen von Caesarea und das Herodion, eine in einen künstlichen Berghügel hineingebaute Festung, wo jetzt auch sein Grab gefunden worden sei.

Zwei Paläste, riesige Wasseranlagen und hängende Gärten rund um das Herodion zählen zu den größten Palastanlagen der römischen Periode.
Litt unter Verfolgungswahn
Herodes galt als grausamer Herrscher, verantwortlich für viele Morde, auch an seinen Familienangehörigen. Gleichzeitig soll er unter akutem Verfolgungswahn gelitten haben, weshalb er so viele, fast unbezwingbare, Festungen in der Wüste hinterlassen hat.

Herodes starb nach einer langen Krankheit in Jericho, wo nur noch wenig von seinem Stadion für Pferderennen und seinem Palast übrig geblieben ist.

Durch den römisch-jüdischen Historiker Josefus Flavius wurde überliefert, dass Herodes im Herodion begraben worden ist.

[science.ORF.at/APA/dpa/AFP, 8.5.07]
->   Der Artikel in Haaretz
->   Hebräische Universität Jerusalem
->   Herodes (Wikipedia)
 
 
 
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01.01.2010