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Gebärmutterhalskrebs: Impfung schützt zu 98 Prozent  
  Die Impfung gegen Gebärmutterkrebs ist laut einer internationalen Studie mit 12.000 Probandinnen beeindruckend erfolgreich: Die Immunisierung mit einem Vierfachimpfstoff ("Gardasil") gegen Infektionen mit Human-Papilloma-Viren (HPV) schützt Frauen, die mit den Viren noch nicht in Kontakt gekommen sind, zu 98 Prozent vor Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen.  
Der Effekt ist in weniger als zwei Jahren nach der Impfung sichtbar. Die Untersuchung stand unter der Leitung von Laura Koutsky von der Abteilung für Epidemiologie der Universität Washington.
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Die Studie "Quadrivalent Vaccine against Human Papillomavirus to Prevent High-Grade Cervical Lesions" ist am 10. Mai 2007 im "New England Journal of Medicine" erschienen (Band 356, Nr. 19, S. 1915-1927).
->   Zum "New England Journal of Medicine"
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Nach drei Jahren Schutz analysiert
12.167 Frauen im Alter zwischen 15 und 26 Jahren bekamen entweder drei Mal die echte Vakzine oder ein Scheinmedikament injiziert. Die Beobachtungszeit betrug drei Jahre. Dann wurde untersucht, ob die Frauen entweder Vorstufen eines Zervixkarzinoms oder gar Krebs durch eine Infektion mit den HPV-Stämmen 16 bzw. 18 entwickelt hätten.

Die Vakzine schützt gegen diese beiden Virus-Varianten und gegen jene mit der Bezeichnung 6 und elf, welche Genitalwarzen hervorrufen.
Weniger Krebsfälle in kurzer Zeit
Bei den durch HPV 16 und 18 verursachten Krebsvorstufen bzw. Karzinomen lag die Schutzrate bei 98 Prozent. Unter jenen Probandinnen, die schon einmal durch diese Papilloma-Viren Probleme gehabt hatten, lag die Schutzrate bei 44 Prozent. Der Effekt trat recht schnell ein.

Zwischen allfälliger Infektion und dem Entstehen von Zervix-Karzinom-Vorstufen lagen oft nur weniger als zwei Jahre. Damit dürfte die Wirkung einer breiten Anwendung der Vakzine auch binnen weniger Jahre - und nicht erst nach Jahrzehnten - in der Krebsstatistik zu beobachten sein.
Andere Studie: Sogar 100 Prozent Schutz
In derselben Ausgabe des "New England Journal of Medicine" werden auch noch die Ergebnisse zweier weiterer Studien mit der Vakzine veröffentlicht: In einer Untersuchung mit 5.455 Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren wurde die gesamte Schutzwirkung vor HPV-Erkrankungen bei jungen Frauen untersucht (auch gegen Genitalwaren, Veränderungen an Vulva und Vagina).

Daran nahmen auch österreichische Wissenschaftler unter der Leitung des Wiener Gynäkologen Sepp Leodolter (Universitäts-Frauenklinik am Wiener AKH) teil. In dieser Untersuchung betrug die Schutzrate sogar 100 Prozent.
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Impfung derzeit noch sehr teuer
Österreichische Experten haben in der jüngeren Vergangenheit immer vehementer die Aufnahme der HPV-Impfung zumindest für alle Mädchen vor ersten sexuellen Kontakten - HPV wird beim Intimverkehr übertragen - gefordert.

Regulär kostet jede der drei Dosen Impfstoff in den Apotheken 208 Euro, im Rahmen einer Aktion der Apothekerkammer gemeinsam mit dem Großhandel beträgt der Preis derzeit 155 Euro.
->   Gebärmutterhalskrebs: Mehr Impfungen gefordert (19.3.07)
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Für den Staat zu teuer?
Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) hat erklärt, dass die Durchimpfung eines Jahrganges derzeit 25 Mio. Euro kosten würde, was das Gesundheitsbudget überfordere. Laut Herstellerangaben würden die Ausgaben für den Bund aber nur bei der Hälfte bis deutlich darunter liegen. (11,88 Mio. Euro für die Durchimpfung von 85 Prozent der Mädchen und 50 Prozent der Buben).

In Österreich sterben pro Jahr rund 180 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Etwa 5.000 müssen sich wegen Krebs-Vorstufen chirurgischen Eingriffen unterziehen.

[science.ORF.at/APA, 10.5.07]
->   Department of Epidemiology, University of Washington
->   Ministerium für Gesundheit und Familie
Jüngste Meldungen zur HPV-Impfung in science.ORF.at:
->   Gebärmutterhalskrebs: EU lässt Impfstoff zu (22.9.06)
->   Erstmals Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs (12.6.06)
 
 
 
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01.01.2010