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Behindertenverbände kritisieren Genetik-Lernbehelf  
  Eine "entwürdigende, tendenziöse Darstellung behinderter Menschen" kritisiert die Lebenshilfe Wien in einem Unterrichtsbehelf für Schulen mit dem Titel "Biomedizin: Die Genetik des Menschen".  
Herausgegeben wurde der Band von Markus Hengstschläger, Professor an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der Medizin-Uni Wien. Hengstschläger zeigte sich gegenüber der APA von den Kritikern enttäuscht, er verwies auf ein eigenes Ethik-Kapitel in dem Lernbehelf.

Kritik an dem Werk gebe es auch seitens der Lebenshilfe Österreich, des Instituts für Bildungswissenschaften der Uni Wien, der Aktion Leben, Down-Syndrom-Österreich sowie von ÖVP-Behindertensprecher Franz Joseph Huainigg, heißt es in einer Aussendung der Volkshilfe Wien.
Tabelle der "Grauslichkeiten"
"Übergangslos, ohne grundlegenden Einstieg in das Thema Genetik eröffnet der Lehrbehelf mit einer Tabelle der 'Grauslichkeiten', was quasi alles in der Natur schief gehen kann und in Form von Syndromen aufgelistet wird, vom Down Syndrom über cystische Fibrose bis hin zu Parkinson", so die Lebenshilfe.

Illustriert werde das Ganze mit Schwarz-Weiß-Bildern, obwohl die Broschüre durchwegs farbig gestaltet sei. Besonders entwürdigend seien zwei weitere Schwarz-Weiß-Bilder nackter Jugendlicher mit diversen Syndromen, denen weiters keine Information zu entnehmen sei.
Negative Darstellung von Behinderungen
Behinderungen würden durchwegs negativ dargestellt, die Broschüre unternehme keinen Versuch, die positive Lebensrealität vieler Menschen mit Behinderung darzustellen. Die Lebenshilfe Wien fordert daher, dass der Lehrbehelf zurückgenommen werden muss.
"Ehrlich und wissenschaftlich fundiert"
Hengstschläger betonte, dass der Unterrichtsbehelf vom Unterrichtsministerium approbiert und sogar empfohlen werde. Der Vorwurf des übergangslosen Einstiegs sei insofern nicht stichhaltig, als es sich um ein Beiheft zu einem großen und umfangreichen Biologiebuch handle.

Die Darstellungen seien weder positiv noch negativ, sondern "eine ehrliche und wissenschaftlich fundierte Umgangsweise mit Krankheiten, die zu Behinderungen führen".
Eigenes Kapitel für "Ethik"
Schwarz-Weiß seien die Bilder deshalb, weil das in der Wissenschaft bis heute so üblich sei. Enttäuscht gab sich Hengstschläger deshalb, weil er gerade mit einem eigenen Kapitel "Ethik" versuchen wollte, alle Für und Wider darzustellen.

"Eine objektive Darstellung der Dinge wie sie sind, ist eine Sache, wie man darüber denkt, eine andere", so der Wissenschaftler.

[science.ORF.at/APA, 11.5.07]
->   Lebenshilfe Wien
->   Universitätsklinik für Frauenheilkunde (Medizinische Uni Wien)
->   Beiträge von Ulrich Körtner zu Genetik und Ethik in science.ORF.at
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01.01.2010