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Forscher entdeckten neue RNA-Klassen  
  Die Ribonukleinsäure ermöglicht es, dass genetische Information in Proteine umgesetzt wird - so nahm man bisher an. Nun konnten Forscher aber nachweisen, dass ein großer Teil der RNA nicht direkt "produktiv" ist.  
Bei einer Analyse kleiner und großer RNA-Stränge stieß das internationale Forscherteam, zu dem auch österreichische Wissenschaftler gehörten, auf drei neue RNA-Klassen.
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Die Studie "RNA Maps Reveal New RNA Classes and a Possible Function for Pervasive Transcription" von Philipp Kapranov vom Affymetrix Laboratory in Santa Clara (Kalifornien/USA) und Kollegen ist in "Science Express" erschienen (DOI: 10.1126/science.1138341).
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"Unproduktive" RNA
Das Team um Kapranov widmete sich in ihrer Arbeit den scheinbar "unproduktiven" (nicht-kodierenden) RNA-Strängen, "die den weitaus größten Teil der transkribierten RNA stellen", bestätigte Ivo Hofacker vom Institut für theoretische Chemie der Universität Wien gegenüber der APA. Der Bioinformatiker war an der in der Arbeit beteiligt.
Aus langen Strängen werden kurze gebildet
Das Team wählte einen relativ neuen Ansatz: Es unterschied in kleinere und größere RNA-Stränge und betrachtete diese getrennt voneinander. Ihre Funktion in menschlichen Zellen war bisher noch nicht bekannt.

Die Wissenschaftler erkannten, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der langen RNA-Stücke (länger als 200 Basen) quasi als Ausgangsmaterial für die Bildung der kleinen RNA-Stränge (kleiner als 200 Basen) dient. Die kleinen RNA-Transkripte haben wiederum wichtige regulative Funktionen.
Zusammenhang mit Protein-Bildung
Über die Positionen der "nicht-produktiven" Gene im Genom identifizierten die Forscher drei neue Klassen. "Bei einer Gruppe der kleinen RNAs kam es zu einer enormen Häufung nahe der Startposition von Protein kodierenden Genen", so Hofacker. Auch wenn ihre Funktion noch nicht vollständig geklärt ist, so erkannten die Forscher doch einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der kleinen RNA-Stränge und der Stärke der Protein-Produktion.

Das Ende von Protein kodierenden Genen besetzte eine andere Gruppe kleiner RNA-Transkripte. Daneben fiel den Forschern noch eine Klasse langer RNA-Stränge mit vermuteter Funktion für die Proteinproduktion auf.
Mit neuer Technik nicht-kodierenden Genen auf der Spur
Der Großteil des menschlichen Genoms besteht aus DNA, die nicht direkt zur Proteinproduktion beiträgt. Bis vor Kurzem hätte es die vorherrschende Annahme gegeben, so Hofacker, dass die "unproduktive", nicht-kodierende DNA gewöhnlich gar nicht in RNA transkribiert wird - was die vorliegende wie auch bereits frühere Studien widerlegen konnten.

"Seit ein paar Jahren gibt es die Technologie, die es möglich macht zu schauen, was im Genom transkribiert wird", sagte Hofacker. Lange hätte sich die Forschung nur auf die Protein kodierenden Gene, die so genannte mRNA, versteift. Doch mit dem Technikfortschritt gibt es nun neue Möglichkeiten, den nicht-kodierenden Genen und deren Funktion nachzugehen.

[science.ORF.at/APA, 18.5.07]
->   Institut für theoretische Chemie (Universität Wien)
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01.01.2010