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Pilze nutzen Energie radioaktiver Strahlung  
  Radioaktive Strahlung lässt nach Meinung von US-Forschern Pilze besser wachsen. Wahrscheinlich nehmen sie die Energie der radioaktiven Strahlen auf und nutzen sie für den Stoffwechsel.  
Auf der Basis ihrer Resultate vermuten die Forscher um Ekaterina Dadachova vom Albert Einstein College in New York, dass der in den Pilzen gebildete Farbstoff Melanin die Energie der radioaktiven Strahlung aufnimmt und auf Moleküle übertragen kann, die am Stoffwechsel der Pilze beteiligt sind.

"Wir schlagen dies vorsichtig vor" und "dies wirft überraschende Fragen auf" - so lauten einige behutsame Formulierungen der Autoren.
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"Ionizing radiation changes the electronic poperties of melanin and enhances the growth of melanised fungi" von Ekaterina Dadachova et al. erschien im Open-access-Journal "PLoS ONE" (2(5): e457; doi:10.1371/journal.pone.0000457).
->   Studie
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Ähnliche Funktion wie Chlorophylle bei Pflanzen
Die Gruppe hatte durch das Melanin dunkel gefärbte Pilze untersucht, die im Inneren der Reaktor-Ruine von Tschernobyl wuchsen. Diese wurden von einem Roboter entdeckt, der das lebensgefährliche Areal erkundete.

Ähnlich wie Pflanzen verschiedene Farbstoffe nutzen, um die Energie des Sonnenlichtes "einzufangen", könnten die Pilze durch Melanin einen Teil der Energie der radioaktiven Strahlen nutzen, erklärte Dadachova.

In ihren Experimenten setzten die Forscher die Pilze einer Strahlung aus, die 500 Mal höher war als die auf der Erde übliche Hintergrundstrahlung. Pilze, die den Farbstoff enthielten, wuchsen daraufhin besser als zuvor, heißt es in der Studie. Sie legten schneller an Gewicht zu und bildeten mehr Zellen.
Strahlung regt Melanin-Elektronen an
Weitere Hinweise liefern Untersuchungen an den Melanin-Molekülen selbst: Nach der radioaktiven Bestrahlung konnte der Farbstoff eine Schlüsselverbindung des Stoffwechsels (NADH) vier Mal schneller verändern als nicht bestrahltes Melanin.

Etwas Ähnliches passiert in der Photosynthese: Eine so genannte Lichtfalle sammelt einen Teil der Lichtenergie und nutzt diese zum Aufbau von Traubenzucker. Wahrscheinlich habe die Energie der radioaktiven Strahlung einen Einfluss auf die Elektronen im Melanin, heißt es in "PLoS One". Melanin ist auch in Hautzellen des Menschen vorhanden.

[science.ORF.at/dpa, 23.5.07]
->   Ekaterina Dadachova
->   Melanin - Wikipedia
->   Mehr zu Thema Radioaktivität im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010