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Gentech-Soja: Resistent gegen Gift Dicamba  
  Forscher haben Sojabohnen eine zusätzliche Erbanlage eingesetzt und sie damit gegen das Pflanzengift Dicamba immunisiert. Damit zeichne sich ein neuer Weg für die umweltverträgliche Vernichtung von Unkraut ab.  
Das berichtet eine Forschergruppe um Mark Behrens von der Universität von Nebraska in Lincoln (USA). Dicamba gilt als umweltverträglich. Nutzpflanzen, die das zusätzliche Gen tragen, bauen das Gift zu einer ungefährlichen Verbindung ab. Unkräuter ohne diese schützende Erbanlage - sie stammt aus einem Bodenbakterium - welken hingegen.
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Die Studie "Dicamba Resistance: Enlarging and Preserving Biotechnology-Based Weed Management Strategies" von M.R. Behrens und Kollegen ist im Journal "Science" (Bd. 316, S. 1185, DOI:10.1126/science.1141596) erschienen.
->   Science
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Wenig oder kaum Wirkung auf Tiere und Menschen
Bild: University of Nebraska
Ein Sojabohnen-Feld in Nebraska
Gegen andere ähnliche Pflanzengifte, die nur Unkraut töten, gibt es inzwischen Resistenzen. Die neuen Sojabohnen von Behrens und seinen Kollegen überstehen eine Dicamba-Dosis, die von den Kontrollpflanzen nur eine Hand voll vertrockneter Blätter übrig lässt.

Die Substanz werde vielfach eingesetzt, sei billig, überstehe im Boden nur kurze Zeit und zeige wenig oder kaum Wirkungen auf Tiere und Menschen, heißt es in "Science".

Dicamba werde seit 40 Jahren er folgreich eingesetzt, ergänzen die Forscher.
Keine Verbreitung durch Pollen
Bild: University of Nebraska
Eine Sojabohnenschote
Sie weisen außerdem darauf hin, dass die von ihnen zusätzlich eingeführte Erbanlage in den Chloroplasten der neu geschaffenen Pflanzen wirksam wird.

Dies bedeutet, dass das zusätzliche Gen nur von den weiblichen Pflanzen an die Nachkommen weitergegeben wird. Eine Verbreitung über den männlichen Pollen mit dem Wind sei daher nicht zu erwarten.

Letzteres ist eines der stärksten Argumente, das von den Gegnern gegen die Gentechnik ins Feld geführt wird.
Bereits Patent angemeldet
Behrens und seine Kollegen sehen in ihren neuen Pflanzen hingegen gleichermaßen einen wertvollen Beitrag zur Produktion von Lebensmitteln und zum Umweltschutz. Einige der "Science"-Autoren halten ein Patent auf das neue Verfahren, das bereits vom Biotechnik- Unternehmen Monsanto lizensiert wurde.
Warnung vor neuer Resistenz
In einem Begleittext von "Science" begrüßt ein US-Experte den Fund der Biochemiker in Amerikas "Kornkammer" Nebraska als Durchbruch. Allerdings sollten Farmer und Bauern aus bisherigen Erfahrungen mit Resistenzen lernen, warnt der Autor, und ihre Felder künftig nicht nur mit Dicamba resistenter Saat bebauen.

Vielmehr könnten Variationen mehrerer Mittel sowie auch eine wechselnde Ernte dem aus der Medizin bekannten "Penizillin"-Effekt in der Landwirtschaft vorbeugen.

[science.ORF.at/dpa, 24.5.07]
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01.01.2010