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Hartes Feilschen um das Schicksal der Wale  
  Beinahe ist es schon ein Ritual geworden. Jedes Jahr treffen sich die Mitgliedsländer der Internationalen Walfangkommission (IWC) zu einer Großtagung, und jedes Jahr versuchen Gegner und Befürworter des Walfangs im Vorfeld, möglichst viele Mitglieder auf ihre Seite zu ziehen.  
Im Vorjahr hatte es die Fangnation Japan zum Entsetzen der Walfänger geschafft, eine knappe Mehrheit gegen das seit 1986 geltende Walfang-Moratorium zu organisieren. Umweltschützer warnen, dass das Wohl der Wale bei all dem Gefeilsche zu kurz kommt.

"Die Zukunft dieser Tiere wird immer ungewisser", sagt Joshua Reichert von der US-Umweltgruppe Pew Environmental Group.
Vor allem Japan drängt auf Ende des Fangverbots
Am Pfingstmontag beginnt hoch im Norden der USA, in Anchorage im Bundesstaat Alaska, die diesjährige Konferenz der IWC.

"Die gegenwärtigen Bestimmungen zum Schutz der Wale haben versagt", kritisiert Reichert. Immer noch steckt den Walschützern der Schreck über den Verlauf der letzten Konferenz in den Knochen. Mit 33 zu 32 Stimmen hatte Japan eine Resolution durchgesetzt, in der eine Verlängerung des Fangmoratoriums als unnötig bezeichnet wurde.

Der Walfang wurde nur deshalb nicht wieder aufgenommen, weil dafür eine Drei-Viertel-Mehrheit nötig gewesen wäre. Japan strebt nun eine Änderung der Geschäftsordnung an, so dass künftig eine absolute Mehrheit reicht.
Nun auch mit Binnenland Laos auf seiner Seite
Als weltweit führende Walfangnation lässt Japan keinen Versuch ungenutzt, um das Fangverbot aufzuweichen. In der vergangenen Woche warb es ausgerechnet die asiatische Republik Laos als neues Mitglied der Walfangkommission an.

Laos ist ein Binnenland. Die Küste ist weit entfernt, und mit Walen hat Laos bislang wenig zu tun gehabt. In der IWC will Laos aber die Position Japans unterstützen - in der Hoffnung auf lukrative Wirtschaftshilfe aus Japan.

Die Walfanggegner werfen Japan vor, auf diese Weise auch Unterstützer etwa unter den armen afrikanischen und pazifischen IWC-Mitgliedsstaaten gekauft zu haben.
Fang nur für "wissenschaftliche Zwecke" erlaubt
Die Walfanggegner halten dagegen. "Der Block der Walschützer sieht in diesem Jahr sehr gut aus", verkündete Neuseelands Umweltminister Chris Carter. Einige kleine Länder in Mittelamerika seien zu den Gegnern Japan übergelaufen, so etwa Panama, Nicaragua und Costa Rica. "Sie sehen den Öko-Tourismus als ihre Zukunft", sagte Carter zur Begründung.

Seit Beginn des Moratoriums 1986 wurden etwa 20.000 Wale getötet - allein über 2.000 im vergangenen Jahr, ein neuer Höchststand.

Walfangnationen wie Japan, Norwegen und Island nutzen dabei ein Schlupfloch, das den Fang für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Gerade in Japan landet das Fleisch aber oft auf dem Teller, es ist eine teure Delikatesse.
Heuer werden auch wieder Buckelwale getötet
Egal, wie die Abstimmungen ausgehen: Japan will in diesem Jahr nach langer Pause 50 der seltenen Buckelwale harpunieren lassen und riskiert damit einen internationalen Aufschrei der Empörung.

Gegen die Walschützernation USA hat es einen wichtigen Hebel in der Hand: Die USA wollen auf der Konferenz in Alaska eine Ausnahmegenehmigung verlängern lassen, die den dortigen Ureinwohnern, den Inuit, das Festhalten an ihrer Walfang-Tradition erlaubt.

Auch dafür ist eine Drei-Viertel-Mehrheit nötig, die Japan mit seinen verbündeten Ländern blockieren könnte.
Tierschützer warnen
Umweltschützer warnen, diese hohe Schwelle für Entscheidungen wie von Japan gewünscht zu senken.

"Eine normale absolute Mehrheit könnte viel Schaden anrichten", sagt Kate Nattrass von der Schutzgruppe International Fund for Animal Welfare. "Der Ton in der Walschutzkommission würde sich dadurch komplett ändern."

Ponnudurai Parameswaran, AFP, 25.5.07
->   Internationale Walfangkommission
->   International Fund for Animal Welfare
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01.01.2010