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Lebensraum der Tiger um 93 Prozent geschrumpft  
  Kein Platz für Tiger: In nur 150 Jahren ist der Lebensraum der gestreiften Großkatzen weltweit um etwa 93 Prozent geschrumpft. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind die Tiger-Gebiete um 41 Prozent kleiner geworden.  
Das berichten US-Forscher im Fachjournal "BioScience" des Amerikanischen Instituts für Biologische Wissenschaften, AIBS. Mittlerweile gebe es weltweit nur noch rund 5.000 wild lebende Tiger.
Isolierte Raubkatzen
Asiens größtes Raubtier sei in isolierte Populationen verbannt worden, kritisieren die Biologen um Eric Dinerstein von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). Um 1850 hätten die Tiger noch ein Gebiet besiedelt, das vom Kaspischen Meer bis nach Java und Bali reichte.

Hauptbedrohung für die Großkatzen seien außer der Zerstörung ihres Lebensraums die Wilderer. Den Tieren werde nachgestellt, um Fell und bestimmte Körperteile für die traditionelle asiatische Volksmedizin zu benutzen.
China will Tigerfarmen
Anlass zur Sorge gebe in diesem Zusammenhang der Beschluss Chinas, dass Zuchttiere aus so genannten Tigerfarmen für derartige Mittel verwendet werden dürfen, schreiben die Forscher. Es sei unmöglich zu entscheiden, ob Tigerorgane von frei lebenden oder gezüchteten Tieren stammten. Damit werde die Wilderei noch befördert, befürchten die Experten.

Das Töten wilder Tiger sei wesentlich billiger als die Zucht. Auch in anderen Ländern gebe es Besorgnis erregende Entwicklungen. So kleideten sich immer mehr Tibeter in Felle von Tigern, Leoparden und Schneeleoparden.
Refugien zu klein
Verstärkt werde das Problem dadurch, dass viele der letzten Refugien der Großkatzen zu klein seien, um dort das Überleben einer genetisch vielfältigen Population zu ermöglichen. Das Autorenteam um Dinerstein beschreibt die Lage für Tiger in der Wildnis als "katastrophal".

Um die Existenz der Raubkatzen bis ins nächste Jahrhundert zu sichern, bedürfe es internationaler Kooperation. Diese sollte zweigleisig den Erhalt und Ausbau des Lebensraums für Tiger verfolgen und ein Handelsverbot für alle Tigerprodukte durchsetzen, gleich ob sie von Tieren aus der Wildnis oder von gezüchteten Exemplaren stammen.

Die Autoren drängen die Regierungen von Ländern mit noch verbliebenen Tiger-Restbeständen, "Botschafter" für die bedrohten Arten einzusetzen, Wilderer zu verfolgen und wirtschaftliche Anreize zum Erhalt der Tiger zu bieten. Die Biologen empfehlen den betroffenen Ländern, regionale "Gipfeltreffen" einzuberufen und gemeinsam über die erforderlichen Maßnahmen zu beschließen.
Vorbild: Schutzprogramm in Indien und Nepal
Als beispielhaft streichen die Autoren ein Schutzprogramm für Tiger in Nordwestindien und dem Süden Nepals heraus. Dort sei es gelungen, den Tigern durch Korridore zwischen zwölf Tierschutzreservaten mehr Raum und damit Überlebenschancen zu bieten.

Als erfolgreich stufen die Biologen auch Maßnahmen im äußersten Osten von Russland ein. Dagegen seien andere nicht mit dem nötigen Nachdruck geführte Programme in Indien gescheitert.

Das staatliche Wildlife Institute of India (WII) hatte vor einigen Tagen berichtet, dass in Indien vermutlich nur mehr rund 1.000 Tiger leben - ein Viertel dessen, was noch im Jahr 2003 geschätzt wurde. Vor einem Jahrhundert gab es Schätzungen zufolge noch etwa 40.000 Tiger in Indien.

science.ORF.at/dpa, 1.6.07
->   Tiger - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010