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Synchroner Vogelgesang vertreibt Feinde  
  Teamwork zahlt sich auch in der Tierwelt oft aus. Harmoniert der Gesang eines bestimmten Vogelpaars besonders gut, verjagen sie Eindringlinge viel eher, als wenn sie asynchron zur Sache gehen.  
Paare, die länger zusammen sind, verstehen sich beim Pfeifen auch besser, berichten Michelle Hall vom Max Planck-Institut für Ornithologie und Robert Magrath von der Australischen Nationaluniversität in Canberra.

Der Grad des synchronen Gesangs steht laut ihren Experimenten für die allgemeine Kooperationsbereitschaft der Vögel - nicht zuletzt, um gemeinsam ein Territorium zu verteidigen.
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Die Studie "Temporal coordination signals coalition quality" ist in Current Biology (Bd. 17, R406-7, 5,6.07) erschienen.
->   Current Biology
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Gemeinsam überzeugender: Von Krabben bis Löwen
Koordinierte Handlungen zum Schutz von Ressourcen oder zur Abwehr von Eindringlingen sind im Tierreich alles andere als eine Besonderheit: Krabben tun es, Wölfe tun es, auch Schimpansen tun es. Löwen brüllen im Chor und geben potenziellen Feinden so Auskunft über die Größe ihrer Gruppe.

Dass auch Vögel diese Taktik anwenden, war schon bisher von einigen Arten bekannt. Wie Hall und Magrath in ihrer Studie betonen, war bisher aber unklar, ob über den synchronen Gesang auch noch andere Informationen als die Anzahl der Tiere vermittelt werden.
Untersuchung der Australischen Drosselstelze
Um dies zu überprüfen haben die Forscher nun das Verhalten der besonders gesangsfreudigen Australische Drosselstelze (Grallina cyanoleuca) untersucht. Gepaarte Exemplare der Art geben in rascher Abfolge Töne von sich und bilden ein Duett.

Während der eine Vogel in etwa "Piipii" ruft, antwortet der andere "wii". Frühere Experimente haben gezeigt, dass die Duette für territoriale Eindringlinge mehr Gefahr signalisieren als Einzelgesänge.
Tonbandaufnahmen in zwölf Territorien
Bild: Michelle Hall
Australische Drosselstelze
Der Zwiegesang ist für das ungeübte menschliche Ohr allerdings kaum als solcher zu erkennen - die besonders koordinierten Paare singen ihre Noten derart knapp hintereinander, dass sie wie der Gesang eines einzelnen Tiers klingen.

Um den Unterschied von diesen perfekt eingespielten Paaren zu weniger geübten - die schon auch einmal einen Hänger haben können - zu erproben, haben die Forscher nun ihre Studie betrieben.

Dabei spielten sie Tonbandaufnahmen von koordinierten bzw. unkoordinierten Gesängen in zwölf verschiedenen Territorien von Drosselstelzen ab.
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Hörbeispiele
Zum Nachhören: Der Unterschied zwischen einem
koordinierten Duett und einem unkoordinierten Duett der Drosselstelzen.
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Mehr Koordination, bessere Kooperation
Als Maß für die Qualität der Gesänge nahmen die Forscher die Reaktion männlicher Drosselstelzen, die sich in den Territorien befanden. Diese reagierten umso heftiger, je präziser die Duette koordiniert waren.

Die Interpretation der Vogelforscher: Hinter der Präzision verberge sich ein stärkerer Kooperationswille, und genau von diesem lassen sich die ansässigen Drosselstelzen - bzw. in freier Wildbahn potenzielle Eindringlinge - beeindrucken.

Darauf lässt auch der Faktor "Zeit" schließen: Paare, die schon länger zusammen sind, produzieren synchronere Songs - insofern sind sie nach Ansicht der Forscher auch Ausdruck für die Stabilität der Verbindung. Und die spreche ebenfalls für eine erhöhte Verteidigungsbereitschaft.

[science.ORF.at, 5.6.07]
->   Max Planck-Institut für Ornithologie
->   Drosselstelze (Wikipedia)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Röntgenfilm enträtselt Vogelgesang (28.3.06)
->   Wie Vogelgesang die Fortpflanzung beeinflusst (28.11.03)
 
 
 
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01.01.2010