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Klima-"Ketzer": Nicht alle fürchten eine "Katastrophe"  
  Die globale Erwärmung wird kaum bestritten: Die Temperaturen sind im 20. Jahrhundert um etwa 0,7 Grad Celsius gestiegen. Skeptiker der Klimadebatte warnen aber vor Übertreibungen und einer zunehmenden Irrationalität. Und sie kritisieren Medien, die vor allem besonders alarmistischen Berichten Platz gäben.  
Nur mehr "weltweiter" Konsens
Der deutsche Soziologe Gerhard Schulze schrieb jüngst, es sei erschreckend, wie sich der Brauch einschleiche, "sich in Klimadingen bloß noch auf den "weltweiten" Konsens der "renommiertesten" Experten zu berufen, Gegenmeinungen unmoralisch zu finden und alle begründete Skepsis als vorgestrig abzutun."
Beck: Form des Glaubensersatzes
Der Soziologe Ulrich Beck beschrieb leidenschaftliches Engagement für Umweltschutz auch als eine Form des Glaubensersatzes in einer verunsicherten Gesellschaft. "Kratz an einem Umweltschützer und Du entdeckst einen religiösen Fanatiker", schrieb polemisch die konservative US-Publizistin Ann Coulter.

Für die Öffentlichkeit wird die Beurteilung der Klimadebatte noch dadurch erschwert, dass sich Wissenschaftler und Verbände gegenseitig beschuldigen, finstere Eigeninteressen zu vertreten.
Gegenseitige Vorwürfe
Die "Klima-Skeptiker" verweisen auf Milliarden-Summen, die Forschung, Umweltindustrie und Verbände bekommen, wenn apokalyptische Klima-Visionen als realistisch eingestuft werden. Im Gegenzug werden die Ketzer einer Klimakatastrophe beschuldigt, von Energiekonzernen und reaktionären Gruppen finanziert und manipuliert zu werden.
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Studie zurückgezogen
Der Publizist Michael Miersch zitierte Ende Mai eine Umfrage von 2003 unter 530 Klimaforschern in 27 Ländern. Dabei hätten der Soziologe Dennis Bray und Hans von Storch (Direktor des Küstenforschungsinstituts Geesthacht) festgestellt, dass nur jeder zehnte Klimaforscher fest überzeugt sei, dass der Mensch den Klimawandel bewirkt habe.

Weitere 46 Prozent tendierten zu dieser Meinung, der Rest habe Zweifel. Diese Studie war allerdings zuvor bereits vom Fachjournal "Science" zurückgezogen worden. Bray musste zwei weitere Artikel in renommierten Fachjournalen zurücknehmen.
->   Science
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"Anpassung an den Wandel"
Der Hamburger Klimaforscher von Storch tritt zwar für die Begrenzung von Treibhausgasen ein. Er kritisiert jedoch die Berichte des UN-Klimarates IPCC, vor allem aber deren Wahrnehmung in den Medien als "Katastrophengerede". Es gehe heute um "Anpassung an den Wandel". Das aber sei ein "Tabu, das zum Management des Bösen" gehöre.

Die Öffentlichkeit habe den falschen Eindruck, "einer einhelligen Wissenschaft gegenüber zu stehen", die von Politik und Bürgern Aktionen fordere. Das stimme aber nicht. In Wirklichkeit habe die Politik die Wissenschaft "gekidnappt", um ein "Privileg des Recht-Habens" zu erhalten.
Zweifel an offiziellen Daten
Trotz der Eindeutigkeit der jüngsten Berichte des UN-Klimarats mit seinen 2500 Forschern gibt es Wissenschaftler, die den international zumeist akzeptierten Papieren nicht trauen. Der als Kritiker in deutschen Medien oft zitierte US-Klimaforscher Richard Lindzen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) bestritt in der Zeitschrift "Cicero" vehement, dass es einen wissenschaftlichen Beleg für einen wesentlichen Beitrag von Treibhausgasen zur Erderwärmung gebe.

Bisher könne nur ein "kleiner, unregelmäßiger Temperaturanstieg" seit 100 Jahren festgestellt werden. Das aber könne auch an üblichen Klimaschwankungen liegen.
Befürworter einer Klimaerwärmung
Zudem gibt es auch Befürworter einer Klimaerwärmung. NASA-Chef Michael Griffen sagte kürzlich, der Klimawandel müsse nicht unbedingt negativ sein. Wer dürfe denn überhaupt entscheiden, was für die Welt das richtige Klima sei, fragte er.

Bei einer globalen Erwärmung gebe es doch durchaus auch Gewinner. Das bestreitet auch der UN-Klimarat nicht. Es gebe jedoch wesentlich mehr Verlierer.

[science.ORF.at/APA, 5.6.07]
->   Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
->   Gerhard Schulze
->   Ulrich Beck (Wikipedia)
->   Mehr zum Thema Klimawandel im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010