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Verwandte Pflanzen machen einander keine Konkurrenz  
  Vetternwirtschaft gibt es auch unter Pflanzen: Die Gewächse erkennen ihre Verwandten und schonen sie im Kampf um Platz und Nahrung. Dieses Verhalten war bisher nur von Tieren bekannt.  
Erstmals sei es nun auch bei Pflanzen nachgewiesen, berichten Susan Dudley und Amanda File von der McMaster-Universität im kanadischen Hamilton. Sie haben gezeigt, dass verwandte Pflanzen weniger Wurzeln ausbilden als nicht verwandte derselben Art, wenn sie gemeinsam in einem Topf wachsen.

Obwohl sie weder Erkenntnis- noch Erinnerungsvermögen besäßen, seien Pflanzen zu komplexem Sozialverhalten fähig, schreiben die Wissenschaftlerinnen.
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Die Studie "Kin recognition in an annual plant" ist in den "Biology Letters" der britischen Royal Society online vorab veröffentlicht worden (DOI: 10.1098/rsbl.2007.0232; 13.6.07).
->   Abstract der Studie (sobald online)
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Weniger Wurzeln bei Verwandten im Topf
Die Forscherinnen hatten für ihre Untersuchung eine zum Meersenf gehörende Strandpflanzen-Art genutzt, Cakile edentula.

Sie sammelten Exemplare dieser Art und pflanzten sie entweder einzeln oder in Gruppen an. Die Gruppen bestanden entweder aus vier miteinander verwandten oder vier nicht verwandten Pflanzen.

Der spätere Vergleich der Wurzeldichte ergab, dass miteinander verwandten Pflanzen den unterirdischen Wettbewerb um Ressourcen vermieden hatten - sie hatten einfach weniger Wurzeln gebildet.
Konkurrenzverzicht spart Energie
Dies zeige zunächst, dass die Pflanzen ihre unmittelbaren Verwandten erkennen können - eine Tatsache, die den Forschern zufolge bisher unbekannt war. Vermutlich gelinge dies über Wurzelkontakte.

Für die Pflanzen zahle sich der Konkurrenzverzicht unter anderem deshalb aus, weil sie Energie sparten, vermuten die Wissenschaftler. Dieses Verhalten passe zu der von Tieren bekannten Bevorzugung von Verwandten. Nach dieser Theorie unterstützen sich verwandte Individuen, um die Familiengene in die nächste Generation zu tragen.

Dudley und File vermuten, dass sich ähnliches "pflanzliches Sozialverhalten" auch bei anderen Arten finden lässt.

[science.ORF.at/APA, 13.6.07]
->   Cakile edentula (Connecticut Botanical Society)
->   Susan Dudley, McMaster-Universität
->   Biology Letters
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Selektion: Individuum oder Gruppe? (11.10.06)
->   Pavian-Männchen beschützen ihren Nachwuchs (11.9.04)
->   Studie: Vetternwirtschaft gibt es auch bei Ameisen (26.2.03)
 
 
 
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01.01.2010