News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Wissen und Bildung 
 
Strategie gegen Gewalt an Schulen  
  Bis Oktober soll das Konzept für eine Gesamtstrategie gegen Gewalt an Schulen stehen. Als Vorbild dient laut der Bildungspsychologin Christiane Spiel (Uni Wien) unter anderem Norwegen.  
Das Phänomen Gewalt in seinen unterschiedlichsten Ausformungen sei in Österreich im internationalen Vergleich stark ausgeprägt, so Spiel am Mittwoch vor Journalisten: "Wir können nicht sagen, bei uns ist es nicht so schlimm."
Viele Opfer von "Bullying"
Als Beleg führte sie etwa eine vor einigen Jahren erschienene WHO-Vergleichsstudie an, laut der Österreich beim so genannten "Bullying", also dem Ausüben physischer oder psychischer Gewalt, sowohl bei Tätern als auch Opfern im absoluten "Spitzenfeld" liegt.

So sind etwa 14 Prozent der elfjährigen Mädchen und 20 Prozent der elfjährigen Burschen zwei- bis drei Mal im Monat Opfer von "Bullying", bei den 13-Jährigen sind es 17 (Mädchen) bzw. 23 Prozent (Burschen) und bei den 15-Jährigen zehn (Mädchen) bzw. 15 Prozent.
...
Breite Definition von Gewalt
Der Gewaltbegriff wird von Spiel dabei weit gefasst. Darunter fallen nicht nur körperliche Attacken, sondern etwa auch das Verbreiten von Gerüchten über andere Schüler oder das Ausschließen vom Spielen.

Der vom Unterrichtsministerium in Auftrag gegebene Strategieplan soll einschlägige wissenschaftliche Befunde sowie Erfahrungen anderer Ländern berücksichtigen. Diese müssten dann an die österreichische Situation angepasst und für die verschiedenen Altersstufen ab dem Kindergarten entwickelt werden.
...
Alle Beteiligten einbinden
Außerdem müssten sämtliche Beteiligten eingebunden werden - von der Polizei über Eltern- und Lehrervertreter, Schulpsychologen- und -ärzte bis zu den Unis und Pädagogischen Hochschulen. Wichtig sei auch die "systematische Perspektive" - schon jetzt gebe es zahlreiche Ansätze und Ideen an Schulen, diese seien aber oft an einzelne Lehrer gebunden und nicht dauerhaft.
Norwegen: "Manifest gegen Gewalt"
Sicher empfohlen werde etwa der norwegische Ansatz, so Spiel. Dort hätten Ministerpräsident, Unterrichtsminister sowie Schulpartner medienwirksam ein "Manifest gegen Gewalt" unterzeichnet, das dann auf die einzelnen Schulstandorte herunter gebrochen worden sei.

Dieses "Zero"-Programm soll verdeutlichen, dass keine Form von Gewalt geduldet werde. Die gesamte Schule vom Direktor bis zu den Eltern ist dabei eingebunden: Aggressionen würden nicht toleriert, die Lehrer würden sofort einschreiten, auch die Eltern werden eingebunden, betonte Erling Roland (Universität Stavanger).
Konkrete Maßnahmen
Die Lehrer werden unter anderem mit Videos geschult, wie sie in Bullying-Situationen reagieren sollen und wie mit Opfern bzw. Tätern geredet werden müsse. Außerdem lernen sie, wie sie echte "classroom leader" würden.

Im Umgang mit Tätern sei etwa wichtig, diese einzeln zur Rede zu stellen. Der Umgang mit diesen müsse von Lehrerseite "zwar bestimmt, aber nicht feindlich und sehr respektvoll" gestaltet werden, meinte Roland. Weitere wichtige Maßnahmen seien die sofortige Verständigung von Eltern und Direktor. Innerhalb von drei Jahren nach Implementierung dieser Strategie sei die Gewaltrate um ca. 30 Prozent zurückgegangen, so Spiel.

[science.ORF.at/APA, 13.6.07]
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Schulen: Mit "sozialem Lernen" Gewalt verhindern (19.1.07)
->   Elektronische Medien machen dick und aggressiv (4.4.07)
->   Leistungsunterschiede fördern Gewalt in der Schule (9.5.05)
->   Mobbing: Migrantenkinder weniger betroffen (22.12.04)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010