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Infektionskrankheiten in Europa rückläufig  
  Bei den Infektionskrankheiten sind die Europäer im Vergleich zum Rest der Welt in einer relativ sicheren Situation. Probleme gibt es in einzelnen Staaten mit resistenten Keimen bzw. der Spitalshygiene.  
Das sind Hauptaussagen des ersten jährlichen Berichts zu den übertragbaren Erkrankungen des Europäischen Zentrums für Prävention und Krankheitskontrolle (ECDC), der vor einigen Tagen veröffentlicht wurde.
"Polio in Europa ausgerottet"
"Wir haben in dem Bericht die Trends zwischen 1995 und 2005 berücksichtigt. In Europa gibt es 49 Infektionskrankheiten, die von Ärzten und Spitälern gemeldet werden. Die europäischen Bürger sind gegen Infektionskrankheiten gut geschützt. Das gilt auch für Österreich mit einem herausragenden Gesundheitssystem. Aber wir müssen die Beobachtung der Situation intensivieren. Die Daten der einzelnen Länder sind oft nicht vergleichbar", erklärte ECDC-Chefin Zsuzsanna Jakab bei einem Hintergrundgespräch im Gesundheitsministerium in Wien.

Die generelle Einschätzung der Situation durch Zsuzsanna Jakab: "Insgesamt gibt es bei den übertragbaren Erkrankungen in Europa einen Trend abwärts bzw. eine stabile Situation. Die Polio ist in Europa de facto ausgerottet. Hier hatten wir seit 2002 keinen Fall mehr. Die Masern kommen ihrer Eliminierung immer näher. Aber gleichzeitig ist kein Platz für Nichtstun vorhanden."
Tuberkulose-Erreger zum Teil resistent
Ein Beispiel dafür ist Tuberkulose. Österreich ist mit 13 neuen Fällen auf 100.000 Einwohner und Jahr unter den EU-25-Staaten im untersten Bereich angesiedelt.

Aber in den baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen sind bereits 18 bis 20 Prozent der TB-Erreger entweder multiresistent gegen die verwendeten Medikamente oder gar schon extrem resistent (XDR). Beim Vorliegen einer XDR-TB gibt es kaum noch Behandlungsmöglichkeiten.

Die ECDC-Leiterin: "Österreich liegt da mit einem Anteil von drei Prozent Multiresistenzen gut." In Europa werden pro noch immer rund 60.000 neue Tuberkulose-Fälle registriert. Das ist weiterhin viel zu viel. Problempunkte sind hier Gefängnisse und sozial Benachteiligte bzw. Migranten.
Hygieneprobleme in Rumänien
Ein weiteres Problem sind die Resistenzen gegen Antibiotika, vor allem bei "Spitalskeimen" wie Staphylococcus aureus. Auch hier schneidet Österreich mit einem Anteil von zehn bis 25 Prozent so genannter methicillin-resistenter Keime bei den schweren Staphylococcus-aureus-Infektionen recht gut ab.

In Norwegen und den Niederlanden sind es allerdings noch immer weniger als ein Prozent, in Schweden und Finnland zwischen ein und fünf Prozent. Süd- und Westeuropa fallen mit einem Anteil von 25 bis 50 Prozent bereits auf. In Rumänien ist die Situation (mehr als 50 Prozent resistenter Keime) besonders schwierig. Zsuzsanna Jakab: "Das ist dort auch eine Frage der normalen Krankenhaushygiene."
HIV-Zahlen im Überblick
Auch bei HIV ist Österreich mit Ländern wie Frankreich, Deutschland, Norwegen, Schweden, Finnland, Griechenland in einer "Riege": 55 Neuinfektionen pro Million Einwohner im Jahr 2005. Staaten wie Tschechien (neun), Ungarn (elf) oder Polen (17) schneiden da aber besser ab. In der Ukraine gab es 243 Neuinfektionen, in Russland sogar 247 pro Million Einwohner.

[science.ORF.at/APA, 15.6.07]
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01.01.2010