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Uni-Zugang: Wissenschaftsrat empfiehlt Beschränkung  
  Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine Abkehr vom Prinzip des freien Hochschulzugangs. Stattdessen sollten in allen Studienfächern auf allen Stufen, also Bachelor, Master und Doktorat, "eignungsorientierte Zulassungsverfahren" eingeführt werden.  
Konkret sollten die Universitäten ermächtigt werden, solche Verfahren autonom festzulegen, erklärte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Jürgen Mittelstraß bei einer Pressekonferenz in Wien.
"Versagen" des derzeitigen Systems
Das Beratungsgremium des Wissenschaftsministers begründet seine Forderung mit dem "Versagen" des derzeitigen Systems des freien Hochschulzugangs. Es sei nicht gelungen, den Zugang zur Uni sozial gerecht zu gestalten, Österreich zähle zu den Staaten mit den höchsten Dropout-Quoten, durch zum Teil "katastrophale Studienbedingungen wird fahrlässig mit der Lebenszeit junger Menschen umgegangen", so Mittelstraß.
Hahn winkt ab
"Am freien Hochschulzugang ist derzeit nicht zu rütteln", reagierte Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) auf die Empfehlung des Wissenschaftsrats. Nur weil es jetzt eine Debatte über den Bereich Medizin gebe und der Hochschulzugang international auf dem Prüfstand stehe - "daraus abzuleiten, dass der freie Hochschulzugang versagt hat, ist kühn", so Hahn gegenüber der APA.

Für den Wissenschaftsminister stehen wichtigere Themen auf der Agenda, u.a. die Senkung der Dropout-Rate und die Frage, wie die Unis zur Hebung des Bildungsniveaus weiter beitragen können. Das Ergebnis von 30 Jahren freiem Hochschulzugang sei die heutige Performance von Österreich im internationalen Vergleich.

Der Hochschulzugang werde aber im Zuge der geplanten Novelle des Universitätsgesetzes diskutiert. Zudem will das Wissenschaftsministerium bis Anfang nächsten Jahres eine Dropout-Studie erstellen lassen, "die weitere Aufschlüsse bringen wird".
Rektorenkonferenz nicht grundsätzlich dagegen
Die Österreichische Rektorenkonferenz (ÖRK) begrüßte grundsätzlich, dass sich der Wissenschaftsrat dem Thema Hochschulzugang annimmt: "Es braucht eine proaktive Auseinandersetzung damit", äußerte sich Rektoren-Chef Christoph Badelt gegenüber der APA.

Die aufgestellten Forderungen seien international üblich, die Rektorenkonferenz sei zwar grundsätzlich "konsistent" mit diesen, aber in Anpassung an das österreichisch-politische Gesamtsystem "bescheidener".

Grundsätzlich dürfe die Diskussion nicht unter dem Stichwort Einschränkung geführt werden, so Badelt: "Man könnte die Forderungen des Wissenschaftsrats auch so verstehen, dass es weniger Studierende geben soll. Es sollen aber nicht weniger Leute an die Unis". Es ginge vielmehr darum, möglichst viele Akademiker auszubilden. Dafür brauche es eine gute Finanzierung, bei der die Politik Verantwortung übernehmen müsse.
Broukal: "Schlechten Dienst erwiesen"
"Mit den heutigen Anregungen hat der Wissenschaftsrat Österreich einen schlechten Dienst erwiesen", reagierte SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal auf die Forderungen.

"In einem Land, das schon heute so wenige junge Menschen an die Universitäten bringt, wie kein anderes Land in Europa sonst, Vorschläge zu machen, die noch weniger jungen Menschen eine Ausbildung an den Universitäten ermöglicht, ist wenig sinnvoll." Viel wichtiger sei es, wenn der Wissenschaftsrat endlich klären würde, welche Mittel es braucht, um allen jungen Menschen, die an den Universitäten beginnen, akzeptable Möglichkeiten und Bedingungen zur Verfügung zu stellen.

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) lehnt die Vorschläge des Wissenschaftsrates strikt ab. "Alte Hüte werden nicht besser, wenn man sie wiederholt", hieß es gegenüber der APA. Ähnliche Forderungen äußere der Rat schon seit Jahren.

[science.ORF.at/APA, 20.6.07]
->   Österreichischer Wissenschaftsrat
 
 
 
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01.01.2010