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Gehirn warnt blitzschnell vor einmal gemachten Fehlern  
  "Aus Fehlern lernt man mehr als aus Erfolgen." Dass es sich dabei nicht bloß um ein geflügeltes Wort handelt, haben nun britische Wissenschaftler nachgewiesen. In einer Studie konnten sie zeigen, dass Menschen anhand von Fehlern deutlich schneller lernen als ohne Fehltritte.  
Offenbar produziert das Gehirn ein blitzschnelles Warnsignal, wenn es darum geht, einmal gemachte Fehler zu vermeiden.
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Die Studie "Predictive Learning, Prediction Errors, and Attention: Evidence from Event-related Potentials and Eye Tracking" von A. J. Wills et al. ist im "Journal of Cognitive Neuroscience" (Bd.19, Juli 2007, S. 843-854) erschienen.
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Das Gehirn speichert Auslöser von Fehlaussagen
Für die Untersuchung musste eine Gruppe von Freiwilligen bestimmte Aufgaben am Computer lösen. Dabei ging es darum, Voraussagen anhand gegebener Information zu treffen. Danach erhielten die Probanden neue Daten, die zeigten, dass ihre Vorhersagen falsch gewesen waren. So sollten sie lernen, die gemachten Fehler nicht mehr zu wiederholen. Währenddessen wurde ihre Gehirnaktivität mittels 58 Elektroden aufgezeichnet.

Bei der nächsten Aufgabe sollten die Versuchspersonen zuvor gemachte Fehler vermeiden - so die Annahme der Forscher rund um Andy Wills. Die elektrophysiologischen Aufzeichnungen zeigten deutlich erhöhte Aktivitäten in schläfennahen Teilen des temporalen Kortex.

Und zwar augenblicklich nachdem der Proband mit jenem visuellen Objekt konfrontiert wurde, das davor zu der fehlerhaften Aussage geführt hatte. Der Reflex setzt schon ein, bevor die Person bewusst darüber nachdenken kann, nämlich bereits nach ungefähr 0,1 Sekunden.
Unbewusste und schnelle Reaktion
Bislang hat sich die Forschung in diesem Bereich vor allem auf den Frontallappen konzentriert, jene Gehirnregion, die mit sämtlichen höheren Denkfunktionen - wie Planung, Analyse, Bewusstsein - assoziiert ist. Die in der aktuellen Studie gemessene Aktivität betrifft aber Bereiche, die eher mit visueller Wahrnehmung als mit bewussten Überlegungen zu tun haben.

Scheinbar ist der "Überraschungseffekt", wenn wir entdecken, dass wir unrecht haben, beim Lernen sehr förderlich. Denn sobald wir wieder mit demselben fehlerauslösenden Stimulus konfrontiert werden, reagiert unser Gehirn augenblicklich und quasi unbewusst.

So kann uns das Gehirn in diversen Situationen blitzschnell helfen, etwa beim Erlernen von regional unterschiedlichen Verkehrsregeln, so Wills.

[science.ORF.at, 2.07.07]
->   Andy Wills
->   University of Exeter
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Hirnforschung: Hilfestellung für erfolgreiches Lernen (19.4.07)
->   Prüfungen stärken das Gedächtnis (13.11.06)
->   Wie man das Gehirn besonders formbar macht (18.8.06)
->   Das Gehirn lernt im Schnellrücklauf (13.2.06)
 
 
 
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01.01.2010