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Weltkonferenz der Volksmusikforscher in Wien  
  An der Universität für Musik und darstellende Kunst beginnt am Mittwoch die bisher größte Weltkonferenz der Ethnomusikologen. Sie dauert acht Tage und findet alle zwei Jahre statt.  
Ethnomusikologie ist ein Forschungszweig der Musikwissenschaft, der historische, soziale und gesellschaftspolitischen - meist traditioneller - Musikstile untersucht.
Wien: Hauptstadt der "anderen" Musik
Nicht Klänge von Mozart, Strauss oder Schönberg machen Wien ab Mittwoch zur Hauptstadt der Musik, sondern unterschiedlichste Volksmusik-Richtungen aus allen Teilen der Welt.

Zum Beispiel die Sevdalika-Liebeslieder aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Zeremonialmusik, die bei chinesischen Gerichtsverfahren eingesetzt wurde oder die geschichts- und mythenträchtige Musik der australischen Ureinwohner, die auch der Tradierung von Stammesgesetzen dient.
"Musik wird oft politisch vereinnahmt"
Ein Schwerpunkt bei der Weltkonferenz der Ethnomusikologen ist gesellschaftspolitischen Aspekten von Ethnomusikologie gewidmet. Denn traditionelle Melodien, Rhythmen und Harmonien wurden und werden oft politisch vereinnahmt.

Ein aktuelles Beispiel sind die Länder des ehemaligen Jugoslawiens, sagt die Volksmusik-Forscherin Ursula Hemetek von der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien: "Wir haben das Beispiel von Banja Luka, wo die muslimischen Sevdalinka-Aufnahmen während des Krieges einfach aus dem Museum entfernt worden sind ¿ weil das hat es einfach nicht mehr geben dürfen. Oder die Tamburica-Tradition, die es in allen Staaten gegeben hat, wurde plötzlich als rein-kroatisches Kulturgut deklariert."
Zusammenarbeit mit der UNESCO
Ethomusikologie könne als Mediatorin dienen und interkulturelles Verständnis wecken, so die Forscherin. Ein Aspekt, den auch die UNESCO zu schätzen weiß.

Die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur greift oft auf die Expertisen des ICTM, des Internationalen Verbands der Ethnomusikologen, zurück: "Wenn es darum geht, ob ein Musikstil oder ein Instrument als immaterielles Kulturerbe gilt, sind Experten gefragt und das sind die Ethnomusikologen."

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft, 2.7.07
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01.01.2010