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Symposion zum Brand des Justizpalastes  
  Am 15. Juli 1927 steckten aufgebrachte Arbeiter den Wiener Justizpalast in Brand. Grund war ein Freispruch rechter Frontkämpfer, die im Jänner im burgenländischen Schattendorf sozialdemokratische Schutzbündler erschossen hatten. Das Symposion "80 Jahre Justizpalastbrand" soll an diese Ereignisse erinnern.  
Die Eröffnungsrede wird Justizministerin Maria Berger (SPÖ) halten. Im Vordergrund soll laut Ankündigung ein Dialog zwischen Historikern und Juristen stehen.
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"80 Jahre Justizpalastbrand - Recht und gesellschaftliche Konflikte":
Zeit: 11. bis 12. Juli 2007
Ort: Justizpalast, Festsaal
Schmerlingplatz 10, 1010 Wien
->   Programm (pdf)
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Kind durch Schüsse getötet
Der Auslöser des umstrittenen Gerichturteils war ein Ereignis vom 30. Jänner 1927 im burgenländischen Schattendorf. An diesem Tag schossen drei "Frontkämpfer", Johann Pinter, Josef und Hieronimus Tscharmann, mit ihren Jagdgewehren aus den Fenstern des Tscharmannschen Hauses auf vorbeimarschierende Schutzbündler. Fünf Menschen wurden verletzt, ein siebenjähriges Kind und ein 41-jähriger Invalide starben.
Freispruch durch Geschworene
Die drei Angeklagten kamen am 5. Juli vor ein Geschworenengericht. In der Anklageschrift wurden sie "als Mittäter im gemeinsamen Einverständnis" bezeichnet, die wiederholt aus "Bosheit" Schüsse abgefeuert hätten. Die Geschworenen fällten am 14. Juli trotzdem einen Freispruch. Die christlichsoziale "Reichspost" nannte dies "ein klares Urteil".

In der sozialdemokratischen "Arbeiter-Zeitung" schrieb Chefredakteur Friedrich Austerlitz: "Die eidbrüchigen Gesellen auf der Geschworenenbank haben sie in allen Schuldfragen freigesprochen und unter dem Siegesgeheul der anwesenden Frontkämpfer sind sie, die zwei Menschenleben auf dem Gewissen haben, sofort in die Freiheit gesetzt worden."
Die Folge: Julirevolte, Justizpalast-Brand, Tote
Am 15. Juli 1927, dem Tag nach der Urteilsverkündung, marschierten sozialistische Arbeiter von den Wiener Außenbezirken in die Innenstadt. Berittene Polizei versuchte, der Situation Herr zu werden.

Beim Parlament und bei der Universität ging sie mit gezogenen Säbeln gegen die Demonstranten vor. Die Menge drängte in den Justizpalast und steckte ihn schließlich in Brand. Gewaltsam wurden die Unruhen beendet. Es gab mehr als 80 Tote und 800 Verletzte auf beiden Seiten.

[science.ORF.at/APA, 9.7.07]
->   Julirevolte - Wikipedia
->   Schattendorfer Urteil - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010