News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Ist Plankton mondsüchtig?  
  Tierisches Plankton bewegt sich im Meer in bestimmten Zyklen. Es wandert nicht nur täglich und gemäß der Jahreszeiten auf und nieder, sondern hält sich auch an die Mondphasen, obwohl es sich dabei in Tiefen befindet, wohin kein Licht mehr reicht.  
Holländische Forscher vom Royal Netherlands Institute for Sea Research vermuten, dass eine biochemische Uhr diesen Rhythmus steuert.
...
Der Artikel "Monthly periodicity in acoustic reflections and vertical motions in the deep ocean" von Hans van Haren ist in den "Geophysical Research Letters" (Bd.34, 2007, doi:10.1029/2007GL029947) erschienen.
->   Zum Abstract
...
Drei wesentliche Bewegungsrhythmen
Auch wenn Plankton in der Nähe der Wasseroberfläche die höchste Dichte aufweist, findet man es noch in einer Tiefe von bis zu 5.000 Metern. Mit Hilfe eines speziellen Schallmessgeräts haben Hans van Haren und sein Team die Bewegungen von Zooplankton über einen Zeitraum von 18 Monaten in Seetiefen zwischen 800 und 1.400 Metern aufgezeichnet.

Beim Auf und Ab der Lebewesen zeigten sich drei wesentliche Rhythmen: ein täglicher, ein saisonaler und ein monatlicher. Die weitesten täglichen Wanderungen erfolgen bei Vollmond. Dabei ist die beobachtete Geschwindigkeit des Planktons viel zu langsam, um innerhalb eines halben Tages bis in jene Regionen aufzutauchen, in welche das Mond- oder das Sonnenlicht vordringt.
Wanderungen von innere Uhr gesteuert
Für die Auf- und Abwärtsbewegung von Plankton gibt es bislang eine Reihe von Erklärungen: Biorhythmus, variable Lichtintensität, Bedrohung oder Hunger aufgrund von Temperaturschwankungen. Wobei die drei letzteren keinesfalls für die tägliche Bewegung verantwortlich sein können, da sich die Lebewesen nicht schnell genug bewegen, um darauf so kurzfristig zu reagieren.

Die wahrscheinlichste aller Erklärungen ist laut den Forschern ein lichtinduzierter Biorhythmus, da das Muster der täglichen vertikalen Wanderungen ziemlich genau den Ablauf eines Tages abbildet. Dasselbe gilt für die monatlichen und jahreszeitlichen Rhythmen. Allerdings trifft das auch auf die Bewegungen in großen Tiefen zu, wo das Licht keine Rolle mehr spielt.
Plankton erinnert sich an Biorhythmus
Die Vermutung der holländischen Wissenschaftler, warum die Bewegungen des Zooplanktons auch in den lichtfernen Regionen dem Lauf der Sonne und des Mondes folgen: Es scheint, dass die exakten Wanderungen von einem internen Biorhythmus der Kleinstlebewesen gesteuert wird, der in früheren Phasen ihres Lebens in höheren Wasserregionen von Licht ausgelöst wurde. Offensichtlich habe das Plankton diesen gespeichert.

Schon frühere Studien haben gezeigt, dass einige Meereslebewesen eine Erinnerungsfähigkeit von einigen Wochen in Bezug auf einmal erlernte Biorhythmen haben. Die Arbeit von van Haren legt nahe, dass Plankton den Ablauf der inneren Uhr bei weitem länger speichert.

[science.ORF.at, 9.7.07]
->   Hans van Haren
->   Royal Netherlands Institute for Sea Research
Mehr zum Thema auf science.ORF.at:
->   Blaualgen: Drei Proteine lassen biologische Uhr ticken (27.3.07)
->   Biorhythmus: Die "Uhr in der inneren Uhr" (13.1.06)
->   Josef Penninger: Regulator für innere Uhr entdeckt (2.9.04)
->   Wie die innere Uhr mit dem Körper spricht (28.5.02)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010