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Herpes-Viren gegen Krebs  
  Eine deutsche Biotech-Firma hat ein Virus entwickelt, das ausschließlich Krebszellen befällt. Gesundes Gewebe bleibt bei der neuartigen Therapie unbeschadet, sie verspricht vor allem bei metastasierendem Leber- und Dickdarmkrebs Erfolge.  
Die Behandlung wird momentan an sieben US-amerikanischen Krebszentren getestet. Das Münchner Unternehmen MediGene hat bei einer Tagung der Europäischen Gesellschaft für Internistische Onkologie (ESMO) in Lugano nun erstmals Daten zur Wirksamkeit vorgestellt.
Verändertes Herpes-Virus
Das Virus mit dem Namen NV1020 ist eine Variante von Herpes simplex, die so verändert wurde, dass sie nur Krebszellen befällt. "Das Virus vermehrt sich nicht in normalen, gesunden Zellen, darum hoffen wir, dass man damit Krebs bekämpfen kann, ohne Nebenwirkungen auf den restlichen Körper zu riskieren", sagt Axel Mescheder von MediGene.
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Herpes simplex
Das Herpes simplex Virus vom Typ 1 ist für die Entstehung von Fieberblasen verantwortlich, wesentlich seltener ist jenes vom Typ 2, das Herpes genitalis verursacht. So gut wie jeder Erwachsene wird im Laufe seines Lebens mit dem Virustyp 1 infiziert. Nach der Erstinfektion, die oft ohne Symptome verläuft, bleibt das Virus im Körper - es zieht sich in Nervenzellen zurück und ruht dort, in Schach gehalten vom Immunsystem. Bei zirka 30 Prozent der Infizierten wird das Herpes-Virus von Zeit zu Zeit jedoch wieder aktiv.
->   Herpes-simplex-Virus - Wikipedia
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"Abbau von Krebszellen beeindruckend"
Mescheder beschrieb den Fall eines Patienten, der unter Dickdarmkrebs litt, der sich schon auf Lunge und Leber ausgebreitet hatte. Das Herpes-Virus wurde ihm vier Mal wöchentlich direkt ins Blut gespritzt. Zusätzlich bekam er eine Chemotherapie.

Sechs Monate später waren die Metastasen in der Leber fast verschwunden. "Der Abbau von Krebszellen war bei diesem Patienten wirklich beeindruckend", so Mescheder. Der Patient lebte nach der Behandlung noch zwölf Monate weiter.
Behandlung verträglich und sicher
Nun testen die Wissenschaftler die Behandlung von Dickdarmkrebs-Patienten, bei denen bisher keine Chemotherapie geholfen hat und der Krebs sich auf die Leber ausgebreitet hat. Bis jetzt sind die Resultate positiv. Die Behandlung scheint verträglich und sicher zu sein.

Beinah vierzig Prozent der Patienten mit Dickdarmkrebs sterben an den Folgen von Metastasen, die sich im Körper ausbreiten. Besonders die Leber ist davon betroffen. 15 Prozent der Patienten haben schon Lebermetastasen, wenn der Krebs diagnostiziert wird.

[science.ORF.at, 10.7.07]
->   European Society for Medical Oncology (ESMO)
->   MediGene
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Doppel-Behandlung bei Lebertumoren am besten (6.6.07)
->   Gen-Diagnose von Dickdarmkrebs wäre möglich (26.1.06)
 
 
 
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01.01.2010